CARESHEET

BARTAGAMEN

Dieses Informationsblatt ersetzt nicht die Anschaffung und aufmerksame Lektüre von Fachliteratur. Für Neueinsteiger in dieses spannende Hobby empfehlen wir mehrere Bücher sowohl über die Tierart als auch über Gestaltung und Betrieb von Terrarien zu lesen.

Das Wesen

Streifenköpfige Bartagamen (Pogona vitticeps) sind in Europa wie in den USA die beliebtesten Echsen im Terrarium. Gesunde, gut gehaltene Tiere zeigen zumeist ein ruhiges Wesen, sind neugierig, wenig scheu, haben oftmals eine ausgeprägte individuelle Persönlichkeit und können sehr zutraulich sein. Bartagamen haben ein hervorragendes Sehvermögen, auch über weite Distanzen. Sie sind aufmerksame Beobachter und nehmen hierfür gerne erhöhte Positionen ein. Zutrauliche Bartagamen lassen sich problemlos anfassen. Schließen sie hierbei die Augen, ist das allerdings – anders als bei Hund oder Katze – Ausdruck eines Unwohlbefindens, eine Ablehnungsgeste. Sie sind keine Streicheltiere, aber viele von ihnen mögen die Nähe zu (ihrem) Menschen. Zudem sind sie gegenüber dem Menschen sehr friedfertig und beißen so gut wie nie.

Größe & Lebenserwartung

Gesamtlänge um 50 cm. Lebenserwartung etwa 10-15 Jahre.

Herkunft / Lebensraum

Alle Bartagamen (es gibt verschieden Arten; im Terrarium wird aber meist die Streifenköpfige Bartagame gepflegt) kommen ausschließlich in Australien vor. Sie sind typische Bewohner von Trockengebieten, aber nicht von Wüsten. Sie leben in savannenartigen Landschaften mit lockerem Gras-, Busch und/oder Baumbewuchs.

Einzel- oder Gruppenhaltung

Im natürlichen Lebensraum besetzen männliche Bartagamen große Territorien, innerhalb derer sie mehrere Weibchen dulden und sich regelmäßig mit ihnen paaren. Unter Terrarienbedingungen – unter denen der Lebensraum immer viel kleiner als in der Natur ist – kann es mit einer Gruppenhaltung von einem Männchen und 1-2 Weibchen funktionieren, doch gibt es dafür keine Garantie. Auch das Zusammenleben von zwei Weibchen funktioniert leider nicht immer problemlos. Ein Bartagamen-Terrarium für 1-2 Tiere sollte mindestens ca. 150cm mal 80cm mal 120cm (LBH) groß sein. Besser sind z.B. 2 m x 1 m x 1,5 m (LBH). Im Fall von Unverträglichkeiten muss unverzüglich ein Ausweichterrarium angemessener Größe bereit stehen. Ungünstigstenfalls muss das/die überzählige(n) Tier(e) abgegeben werden, was schwierig sein kann. Auch müssen im Fall einer geplanten Vermehrung mehrere Aufzuchtterrarien bereitstehen und der Halter sollte über ein umfangreiches Wissen über die Aufzuchtbedingungen verfügen. Die Gelege umfassen 5-35 Eier und es können bis zu vier Gelege pro Jahr und Weibchen produziert werden. Auch aus diesem Grund empfehlen wir die Einzelhaltung von Bartagamen und sich die Zucht im Vorfeld genau zu überlegen.

Vergesellschaftung mit anderen Arten

Von einer Vergesellschaftung mit anderen Arten raten wir ab, da es auch hier zu Übergriffen und Verletzungen kommen kann. Es gibt Beispiele, in denen es funktioniert, dann müssen die Tiere etwa gleicher Größe und das Terrarium sehr groß und auf die Bedürfnisse beider Arten zugeschnitten sein. Der Halter sollte über fundiertes praktisches und theoretisches Wissen beider beteiligter Arten verfügen. Vertragen sich die Tiere nicht, ist entweder ein weiteres großes, technisch und finanziell aufwändiges Terrarium notwendig oder eines der Tiere muss – meist sofort – abgegeben werden, was oftmals schwierig ist.

Terrarium: Größe & Einrichtung

Bartagamen benötigen sehr große Terrarien, die in Nachbildung ihrer natürlichen Lebensräume sehr hell und stellenweise sehr warm sein müssen. Sowohl die Anschaffung des Terrariums als auch die Technik und die Stromkosten (pro Jahr) übertreffen den Anschaffungspreis einer Bartagame bei weitem! Damit soll keinesfalls gesagt werden, dass eine Bartagame diese Kosten nicht wert ist. Nur, wer ein finanziell günstiges Hobby sucht, sollte nicht überlegen, sich eine solche Agame anzuschaffen.

Das Minimum für ein Bartagamenterrarium beträgt für ein Tier 150 x 80 x 100 cm (LBH). Größere Behältnisse sind in jedem Falle besser. Es können Glas-, Holz-Glas- oder Kunststoff-Glas-Terrarien verwendet werden. Das Internet oder der Fachhandel bieten Standard- oder Sondermaße an. Umgebaute Aquarien sind nicht geeignet, da der Zugang nur von oben möglich ist, was die Tiere oft ängstigt, die Belüftung schlechter ist und die Installation der Beleuchtung bei gleichzeitiger Zugänglichkeit des Terrariums schwierig zu realisieren ist.

Sehr empfehlenswert ist die Ausgestaltung der Rück- und Seitenwände, um den Aktionsraum der Tiere zu vergrößern und zusätzliche erhöhte Sitzplätze zu schaffen. Zudem isoliert eine Rück/Seitenwand noch zusätzlich und bieten Sichtschutz in Glasterrarien. Auch ist eine Haltung im gesicherten Freilandterrarium während der warmen Sommertage möglich und tut den Tieren sehr gut.

Als Bodengrund eignet sich beispielsweise Spielsand mit einer Beigabe von Lehmpulver (im Verhältnis 5-10:1) und eine Sand-Gartenerde-Mischung. Holzeinstreu, „Schlangeneinsteu“ oder Rindenmulch sind ungeeignet, da bei der Nahrungsaufnahme Partikel verschluckt werden können, die zu einem Darmverschluss führen könnten. Reiner Sand ist ebenfalls ungeeignet, da Bartagamen Substrate meiden, in denen sie einsinken, zudem wird zu wenig Feuchtigkeit in solch einem Substrat gespeichert.

Es sollten mehrere Rückzugsmöglichkeiten angeboten werden. Diese können Fertighöhlen, Blumenschalen aus Ton oder Steinaufbauten sein. Letztere müssen verklebt werden, damit sie durch Untergraben oder kräftige Bewegungen nicht zusammenfallen können. Generell sollten die Höhlen eng sein, so dass sich die Tiere mit dem Rücken an die Höhlendecke schmiegen können. Weiterhin dürfen in einem Bartagamenterrarium ein paar dicke, stabile Kletteräste nicht fehlen, die auch durch dünnere Äste ergänzt werden können. Auch diese müssen in ihrer Position fixiert werden. Es können Äste aus dem Garten oder Wald oder auch Korkäste aus dem Terraristikhandel verwendet werden. Bartagamen lieben hohe Aussichtspunkte und klettern sehr gut und gerne. Ein Wassernapf, der so groß ist, dass die Agame darin auch baden könnte, gehört ebenso zur Grundausstattung. Hier eignen sich Gefäße, die flach sind. Was die Badefreudigkeit angeht, verhalten sich die Tiere sehr individuell.

Von zentraler Bedeutung bei der Haltung von Bartagamen sind sehr hohe Helligkeitswerte und lokal hohe Temperaturen. Die Tiere zeigen im Tageslauf unterschiedliche Temperaturpräferenzen und wechseln ihren Aufenthaltsort zwischen wärmeren und kühleren Bereichen. Ihre bevorzugte Körpertemperatur beträgt 35-39°C. Bartagamen zeigen morgens zumeist eine dunklere Färbung und ein erhöhtes Wärmebedürfnis, da sie während der Nacht abgekühlt sind. Zu dunkel gehaltene Bartagamen werden inaktiv, können die Nahrung verweigern und werden anfällig für Erkrankungen.

Die Temperatur am Sonnenplatz (und nur dort) sollte 40°C und die Lufttemperatur im Terrarium 27-30°C betragen. Darüber hinaus müssen auch kühlere und wenigstens ein etwas feuchter Rückzugsort zur Verfügung stehen. Diese unterschiedlichen Temperaturzonen sind in großen Terrarien leichter zu realisieren als in kleineren. Bartagamen benötigen außerdem für ihr Wohlbefinden auch eine UV-A und UV-B Bestrahlung. Dies wird mittels spezieller Metalldampf-Strahler befriedigt, die Wärme und UV-Strahlung abgeben. Diese Strahler gibt es in verschiedenen Wattstärken. Sie benötigen ein Vorschaltgerät und werden von verschiedenen Firmen speziell für die Reptilienhaltung angeboten. Achtung: während der heißen Sommerzeit kann es sein, dass die Wattstärke der Wärmestrahler reduziert werden muss, um eine Überhitzung des Terrariums auszuschließen. Neben dieser speziellen UV- und Wärmestrahlung benötigen die Tiere zusätzlich eine sehr helle Grundbeleuchtung, die mit mehreren Vollspektrum Neonröhren oder speziellen LED Light Strips hergestellt werden kann. Die tägliche Beleuchtungsdauer sollte 12-14 Std. betragen. Nachts kann die Temperatur auf Zimmertemperatur fallen.

Pflege- und Versorgung

Täglich sollte die Wasserschale gereinigt und frisch aufgefüllt, ebenso wie Kot und Urin entfernt werden. Gegebenenfalls sind die verkoteten Einrichtungsgegenstände zu reinigen. Pflanzliche Nahrung darf – solange sie nicht schimmelt oder anderweitig verdorben ist – ruhig ein paar Tage lang im Terrarium verbleiben. Manche Bartagamen fressen auch gerne trockene Blätter und Blüten. Das Terrarium sollte 3-4x/Wo leicht besprüht werden, damit die Agame die Möglichkeit zur Wasseraufnahme bekommt – v.a. wenn sie nicht aus der Wasserschale trinkt, was vorkommt. Die Tiere können auch vorsichtig angesprüht werden. Durch ablecken nehmen die Tiere dann auch Feuchtigkeit auf. Wir empfehlen zudem Bartagamen ab und an zu baden, damit mehr Flüssigkeit aufgenommen wird. Dies kann Nierenerkrankungen, an denen Bartagamen recht häufig leiden, vorbeugen.

Tipp: Stellen Sie vor der Anschaffung sicher, dass eine zuverlässige und fachkundige Person die Agame während Ihres Urlaubs vor Ort versorgen kann.

Nahrung und Fütterung

Ausgewachsene Bartagamen bekommen täglich pflanzliche Nahrung und ein- bis zweimal wöchentlich Insektennahrung. Das Verhältnis von pflanzlicher zu tierischer Nahrung sollte bei erwachsenen Tieren etwa 9:1 sein. Die Insekten sollten lebendig sein, damit die Agame ihren Jagdtrieb ein wenig ausleben kann. Es kommen Heuschrecken, Schaben, Grillen, Heimchen, Mehlwürmer oder Zoophobas in Frage. Um die Aktivität der Bartagame zu fördern, können ab und zu auch sehr kleine Insekten als Nahrung angeboten werden (alle genannten Futterinsektenarten kann man in unterschiedlicher Größe kaufen). Im natürlichen Lebensraum fressen die Tiere sehr gerne Termiten, die ja ebenfalls recht klein sind. Es sollte jedoch nicht mehr als die Menge, die etwa 3-4 Heimchen entspricht, angeboten werden. Futterinsekten sollten 1x/Wo mit einem Kalt-Vitaminpräparat und 1x nur mit Futterkalk eingestäubt werden. Noch besser ist  es die Insekten anzufüttern und hier auch Kalk/Vit Pulver zu verwenden. Dieses „Gut Loading“ wertet die Futtertiere auf und versorgt die Bartagame mit allen nötigen Mineralstoffen und Vitaminen. Die Liste pflanzlicher Nahrung ist lang und sollte entsprechender Fachliteratur entnommen werden. Bartagamen fressen sehr gerne Blüten, (Wild)Kräuter, Salate. Man kann ganze Pflanzen verfüttern (z.B. Golliwoog oder Kräuter), ganze Blätter (Löwenzahn oder Salate) oder grob zerkleinerte Stücke. Keinesfalls sollte z.B. Möhre gerieben werden, oder andere Futtermittel in zu kleinen Stücken angeboten werden. Dies kann im schlimmsten Fall zu Anschoppungen führen und vermindert zudem die „Beschäftigungszeit“ mit dem Futter. Obst darf nur sparsam angeboten werden. Wichtig ist es, möglichst abwechslungsreich zu füttern und während des Sommerhalbjahres viel Grünfutter in der Natur zu sammeln.

Ein Großteil von Erkrankungen bei Bartagamen ist auf Haltungsfehler zurückzuführen, die mit einem oder mehreren der folgenden Faktoren zusammenhängen:

  • falsche Ernährung (z.B. zu viel Insekten oder Obst, zu wenig Kalk, zu wenig Flüssigkeit)
  • unpassende Temperaturen (zu warm oder zu kühl)
  • zu dunkle Haltung
  • unzureichende UVB-Bestrahlung

Hierdurch können Erkrankungen der Niere, Leber, oder des Skelettes entstehen. Ca/Pho/UVB Licht sind z.B. essentiell, damit ist der lebenswichtige Calcium- und Phosphatstoffwechsel und die Herstellung des für den Knochenaufbau und andere wichtige körperliche Funktionen benötigte Vitamin D3 nicht gestört wird. Aus diesem Grund ist die Bartagame in ihren Haltungsansprüchen als ziemlich anspruchsvoll einzustufen. Der Halter muss somit genau planen und berücksichtigen, wie er die Bedürfnisse der Bartagame erfüllt. Dies ist z.B. durch die moderne Lampentechnik und spezielle Zusatzfuttermittel mittlerweile recht gut möglich.

Ruhezeit

Die Einhaltung biologischer Ruhezeiten ist ein wesentlicher Bestandteil guter Tierhaltung und zwingende Bedingung zum langfristigen Wohlergehen dieser Art.

Die Ruhezeit sollte etwa 2 Monate betragen, während derer man die Beleuchtung auf 2-3 Std./Tag reduziert, oder komplett aus macht, die Fütterung einstellt, und das Tier völlig in Ruhe gelassen wird. Die Temperaturen sollten Zimmertemperatur oder etwas darunter (offenes Fenster) betragen.

Häufige Erkrankungen und Parasiten

Alle Bartagamen aus der Auffangstation sind fachtierärztlich untersucht und, wenn nötig, behandelt worden. Sie haben eine Quarantäne durchlaufen und sind auf Parasiten getestet. Mit anderen Worten: alle Bartagamen aus der Auffangstation sind klinisch gesund. Sollten dennoch irgendwelche Verhaltensauffälligkeiten bemerkt werden, kontaktieren Sie uns bitte.

Vermehrung

Von einer Vermehrung dieser Art raten wir ausdrücklich ab, da der Markt übersättigt ist und eine Abgabe der Tiere in verantwortungsvolle Hände äußerst schwierig sein kann. Zudem sollte man auf spezielle Farbvarianten und „Designer Morphen“ verzichten.

Sonstiges

In Abhängigkeit von ihrem Befinden (Wohlgefühl, Aggression, Angst) oder ihren Bedürfnissen der Thermoregulation, verändern Bartagamen ihre Farbintensität (Luminanz). Zumeist Männchen, seltener auch Weibchen, können ihren „Bart“ dunkel bzw. schwarz färben und zeigen dies im Zusammenhang mit Droh- oder Dominanzverhalten.

Wenn Bartagamen mit geöffnetem Maul dasitzen und hecheln, dient dieses Verhalten der Kühlung, zeigt aber gleichzeitig, dass die Tiere umgehend kühlere Bedingungen brauchen. Der Schritt zum Hitzetod kann dann nur noch ein ganz kleiner sein. Daher darf ein Zimmerterrarium niemals direkt von der Sonne beschienen werden oder im Freien stehen.

Nähern Sie sich Ihrer Bartagame möglichst nicht von oben, da aus dieser Richtung ihre natürlichen Feinde auftauchen und das Tier instinktiv ängstlich darauf reagiert. Auch ein sich-auf-den-Boden-pressen und die-Augen-schließen sind ein eindeutiges Zeichen für Angst oder Unwohlsein.

Bartagamen können sehr schnell sein! Auch wenn sie oft sehr ruhig und relaxed wirken, können sie bei Gefahr, oder aus sonst einem Grund, explosionsartig weg rennen. Dies sollte man vor allem im Sommer in Freilandterrarien berücksichtige!

Bartagamen sind keine Streicheltiere, dürfen und sollen aber regelmäßig angefasst werden. Als Regel gilt nur das zu tun, worauf die Agame nicht mit Unbehagen reagiert, d.h. sie nicht zu flüchten versucht, sie nicht droht, sie sich nicht flach an den Boden oder die Hand anschmiegt und die Augen schließt. Über eine Handfütterung gewinnt sie i.d.R. rasch Zutrauen und akzeptiert uns als vorübergehenden Ruheplatz. Wird eine Bartagame in die Hand genommen, sollte stets eine Hand unter sie geschoben werden und mit der zweiten wird das Tier vorsichtig gesichert, damit es nicht weglaufen/-springen kann. Freilauf im Zimmer solle sie nicht bekommen, da viele – oftmals nicht vorhersehbare – Gefahren lauern wie beispielsweise giftige Pflanzen, andere Haustiere, Spalten unter oder zwischen Möbeln, offene Fenster, u.v.m