CARESHEET

KÖNIGSNATTERN

Dieses Informationsblatt ersetzt nicht die Anschaffung und aufmerksame Lektüre von Fachliteratur. Für Neueinsteiger in dieses spannende Hobby empfehlen wir mehrere Bücher sowohl über die Tierart als auch über Gestaltung und Betrieb von Terrarien zu lesen.

Das Wesen

Königsnattern (Lampropeltis spp.) können aufmerksam und neugierig sein oder sehr zurückgezogen leben. Häufig sind sie etwas scheu, seltener auch recht offensiv und angriffslustig. Ihre Aktivitätszeit kann am Tage meist jedoch während der Dämmerung und Nacht sein. Typisches Drohverhalten ist das schnelle Vibrieren mit der Schwanzspitze, sowie Zischen. Hierauf folgen (Schein-)Angriffe. Königsnattern zählen aber grundsätzlich zu den friedlichen und eher ruhigen Schlangenarten.

Königsnattern

Die Gattung der Königsnattern ist eine in der Terraristik beliebte Gruppe von Schlangen, die zu den ungiftigen Nattern gezählt wird. Es gibt etwa 24 Arten, von denen zahlreiche rot-schwarz-weiß gebändert und somit optisch sehr ansprechend sind. Sie imitieren mit Muster und Färbung die von Nord- bis Südamerika vorkommenden, giftigen Korallenottern (Micrurus spp.), wodurch sie sich vermutlich vor Feinden schützen. Der Kopf dieser Arten ist auffallend weniger vom Körper abgesetzt als bei anderen Nattern. Diese Schlangen halten sich häufig am Boden auf. Je nach Art und Jahreszeit sind sie tag-, nacht- oder tag- und nachtaktiv. Generalisierungen sind aufgrund der hohen Artenzahl und des großen Verbreitungsgebietes nur bedingt möglich und können nachfolgend daher nur eine Orientierung geben. Ein Hinzuziehung von Fachliteratur wird dringend empfohlen.

Kettennatter (Lampropeltis getula): Ehemals wurden ihr bis zu 11 Unterarten zugeschrieben. Die bekanntesten waren L. g. california, L. g. getula, L. g. nigrita. Diese wurden aktuell in den Artstatus erhoben, was sich aber auch wieder ändern kann (www.reptile-database.org) .  Die verschiedenen Kettennattern unterscheiden sich in Färbung und Muster extrem von einander. Bevorzugt feuchte Kiefernwälder, Ufer, Wiesen, Geröllhalden mit mosaikartiger Struktur aus feuchteren und trockneren, offeneren und von Vegetation bedeckteren Flächen; auch Kulturfolger.

Dreiecksnatter/Rote Königsnatter (Lampropeltis triangulum): Hat zahlreiche Unterarten (bzw Arten: Die zoologische Einordung ist hier auch immer im Fluss), die sich optisch mehr oder weniger deutlich von einander unterscheiden und eines der größten Verbreitungsgebiete aller Schlangen, von Kanada bis Ecuador; bis auf 3300 m NN. vorkommend; entsprechend unterschiedlich können die Haltungsbedingungen sein. Es werden aber nur einige wenige dieser (Unter-) Arten üblicherweise im Terrarium gepflegt. So sind L. t. sinaloe, L. t. honurensis und L. t. abnorma recht häufig gepflegte Arten.

Mexikanische Königsnatter (Lampropeltis mexicana): Keine Unterarten, aber - wie die meisten Vertreter der Gattung - sehr variabel in Färbung und Muster. Mit maximal 1 Meter eine kleiner bleibende Art, die in lichten Wäldern oder Grasland bis in 2200 m NN. lebt. Eine der wenigen Arten, die auch zu mehreren (gleichgroßen) Individuen gehalten werden kann.

Lampropeltis pyromelana, zonata und alterna sind noch weitere Arten, die regelmäßig und gerne gepflegt werden.

Größe & Lebenserwartung

Gesamtlänge, je nach Art, zwischen 50 und 200 cm. Um 15 - 20 Jahre. Die meisten Königsnattern zählen zu den kleineren Schlangen die eine Länge von um einen Meter erreichen.

Herkunft & Lebensraum

Das Verbreitungsgebiet der Königsnattern erstreckt sich von Kanada bis ins nördliche Südamerika, wobei der Schwerpunkt in den USA und Mexiko liegt. Die von ihr bewohnten Klimazonen reichen von gemäßigt bis tropisch. Die Spanne der Lebensräume ist sowohl zwischen als auch innerhalb der Arten sehr weit und reicht von Halbwüsten über Nadel- und Laubwaldgebiete, entlang von Wasserläufen bis hin zu Sümpfen, Geröllhalden oder offenen Prärielandschaften.

Einzel- oder Gruppenhaltung

Königsnattern sollten grundsätzlich einzeln gehalten werden, da einige Arten in der Natur Schlangen fressen und auch vor Artgenossen - und im natürlichen Lebensraum auch vor giftigen Schlangen - nicht Halt machen. Erstaunlich ist es auch, dass fast gleichgroße Schlangen gefressen werden können. Dies muss bei der Gruppenhaltung unbedingt berücksichtigt werden.

Vergesellschaftung mit anderen Arten

Eine Vergesellschaftung mit anderen Arten ist aus denselben Gründen nicht möglich.

Terrarium: Größe & Einrichtung

Als angemessene Größe für eine erwachsene Kettennatter (Lampropeltis getula) empfehlen wir Terrarien mit den Maßen von mindestesn 120 x 60 x 60 cm (LBH) besser sind 150 x 60 x 100 cm (LTH).  Für die deutlich kleiner bleibenden  Arten sind auch kleinere Terrarien ab 100 x 60 x 50 cm (LBH) geeignet. An Materialien können Glas, Holz und Kunststoff-Glas-Terrarien Verwendung finden. Die Rück- und Seitenwände können zusätzlich mit künstlichen Steinen, Felsspalten, Korkrinde o. Ä. ausgestaltet werden, um den Aktionsraum der Tiere zu vergrößern. Die Haltung in einem Racksystem (Kunststoffschubladen in einem Regal) lehnen wir aus Tierschutzgründen grundsätzlich ab.

Da Königsnattern gerne graben und in unterirdischen Verstecken Zuflucht suchen, sollte die Substratschicht eine Höhe von 10-15 cm aufweisen. Als Bodensubstrat ist beispielsweise ein Gemisch aus 2/3 Erde und 1/3 Sand geeignet. Wird Rindenmulch verwendet, muss bei der Fütterung darauf geachtet werden, dass die Tiere nichts davon mit fressen. Es sollten mehrere Versteckplätze am Boden und in der Höhe angeboten werden, die jeweils unterschiedliche Temperaturen und Feuchtigkeit aufweisen. Geeignet dafür sind beispielsweise flache Steinplatten, größere Tontöpfe oder Schalen (mit seitl. Einschlupföffnung) oder Korkröhren mittlerer Größe, die im, auf und über dem Boden horizontal oder vertikal angeordnet sein können. Weiterhin ein paar Kletteräste unterschiedlicher Dicke, die aus dem Wald oder Park beschafft werden können. Eine Bepflanzung erhöht den Schauwert und verbessert das Klima, sind jedoch nicht zwingend notwendig, dienen aber auch der Anreicherung des Lebensraumes (Enrichment). Die Pflanzen sollten allerdings robust sein und in Töpfen verbleiben (Standfestigkeit, Feuchtigkeitsspeicherung). Sehr empfehlenswert ist die Verwendung von Wetboxen (geschlossene Kunststoffboxen mit Einschlupfloch und zu ¾ mit feuchtem Substrat wie Moos, Kokoshumus, Erde gefüllt), in die sich das Tier zurückziehen kann und damit gleichzeitig sein natürliches Bedürfnis nach einem leicht feuchten (niemals nassem) Rückzugsort befriedigen kann (wöchentlich Feuchtigkeit kontrollieren, wenn nötig, nachbefeuchten). Ein Wasserbecken, in das die Schlange vollständig hinein passt, gehört zur Grundausstattung ebenso dazu.

An technischer Einrichtung wird eine Grundbeleuchtung aus Vollspektrum-Neonröhren, sowie für die o.g. Terrariengröße etwa 2-3 Metalldampf-Strahler mit je 70W Leistung benötigt. Diese geben nicht nur ein helles Licht und Wärme, sondern auch UVB-Strahlung ab. Als reine Licht und Wärme Quellen können Halogenspots benutzt werden. Für das Wohlbefinden der Tiere ist eine UVB Quelle aber vorzuziehen. Da diese Strahler sehr heiß werden, sollten sie so angebracht sein, dass sie von den Tieren nicht erreicht werden können. Erstaunlicherweise wickeln sich manche Schlangen um die Schutzschirme und ziehen sich dabei Verbrennungen zu. LEDs haben zwar zahlreiche Vorteile, geben aber nur ein sehr eingeschränktes Lichtspektrum wieder, weshalb sie als Grundbeleuchtung weniger geeignet sind. Es gibt aber speziell für Reptilien entwickelte LED Leisten, die von den Tieren oft sehr gut angenommen werden. Die Wärmestrahler sollten einen Ast, einen Stein, eine Korkröhre oder Rinde anleuchten, auf dem die Tiere ihr Sonnenbad nehmen, oder sich in der erwärmten Höhle aufwärmen können. VOR dem Einsetzen der Tiere muss sichergestellt sein, dass diese Wärmeplätze nicht mehr als 30°C aufweisen. Die Temperatur wird durch die Anbringungshöhe der Lampe bzw. des Sonnenplatzes „eingestellt“, d.h. je größer der Abstand, desto weniger Wärme erreicht das Tier (und umgekehrt). Thermometer sollten sich also sowohl an den Wärmeinseln, als auch eines in Bodennähe und eines in der Nähe des höchst erreichbaren Kletterplatzes befinden. Die Grundtemperatur im Terrarium sollte zwischen 24 und 28°C liegen und in der Nacht auf Zimmertemperatur abkühlen.

Pflege- und Versorgung

Es sind täglich das Wassergefäß zu reinigen und mit frischem Wasser aufzufüllen, ggf. Kot und Häutungsreste zu entfernen und die Temperatur zu überprüfen. Etwa jeden zweiten Tag kann man das Terrarium mit lauwarmem Wasser kurz besprühen, was die Luftfeuchtigkeit für etwa 2 Std. erhöht. Auch der Bodengrund darf dabei ein wenig feucht (keinesfalls nass) werden. Bitte nicht die Tiere ansprühen, die das nämlich überhaupt nicht mögen.

Nahrung und Fütterung

Die Arten der Königsnatter unterscheiden sich im natürlichen Lebensraum in ihrer bevorzugten Beute, nehmen im Terrarium jedoch alle Mäuse, kleine Ratten, Gerbils, Hamster oder Eintagsküken an. All diese Futterarten sind problemlos gefroren über das Internet und Zoofachhandel zu beziehen. Wichtig ist, die Futtertiere in warmem Wasser aufzutauen und auf etwa 40°C (Handwarm) anzuwärmen, bevor sie den Schlangen angeboten werden. Königsnattern fressen oft nur relativ kleine Futtertiere. Sie verweigern oft zu große Beute.

Hat man mehrere Schlangen in einem Terrarium (z.B. L. mexicana), müssen sie BEVOR man mit dem aufgetauten Futter den Raum betritt (sie können ihre Nahrung unglaublich schnell riechen), vereinzelt werden, d.h. die Schlangen werden in jeweils eine geräumige, verschließbare Kunststoffbox gesetzt und erst dann darin gefüttert. Der Sinn dieser Maßnahme besteht darin zu verhindern, dass sich die Schlangen aus Gier am selben Beutestück verbeißen und im schlimmsten Fall, die eine Schlange die andere gleich mit der Maus mitfrisst. Nimmt eine Schlange die Nahrung nicht gleich an, können Schlange und Maus bis zum nächsten Morgen in der Box verbleiben. Meist wird das Futtertier auch von schlechten Essern auf diese Weise angenommen. Da Königsnattern oft dämmerungs- und nachtaktiv sind, fressen manche Tiere besser, wenn sie abends gefüttert werden. Hat eine Natter milchig-trübe Augen und frisst nicht, liegt das an der bevorstehenden Häutung. Während dieser Phase nehmen die meisten Schlangen keine Nahrung an. Ein paar Tage später frisst sie wieder.

Es ist empfehlenswert, die Futtertiere mit einer längeren, stumpfen Pinzette zu fassen und der Schlange anzubieten, da diese extrem schnell zupacken kann. Die Spitze der Pinzette sollte unbedingt weg vom Maul der Schlange weisen, damit sich das Tier beim schnellen Zustoßen nicht verletzt. Eine Pinzette hat auch den Vorteil, dass dadurch die Hand nicht nach Maus riecht, denn die Fütterung ist die Situation mit der höchsten Wahrscheinlichkeit von einer Königsnatter gebissen zu werden. Sollte sie zubeißen und nicht gleich wieder loslassen, bleibt man ruhig (es tut nicht weh) und zieht vorsichtig den Oberkiefer entgegen der Bissrichtung (vom Kopf der Schlange weg) zurück und desinfiziert anschließend die kleine Wunde an der Hand.

Gefüttert wird je nach Größe der Schlange mehrmals wöchentlich bei ganz jungen Nattern, 1x wöchentlich bei mittelgroßen, alle 10 Tage bei größeren Tieren oder alle 2 Wochen bei Nattern, die über 1,20 m lang sind und einen Durchmesser von etwa 4 cm haben, jeweils mit 1-3 Futtertieren.

Ruhezeit

Die Einhaltung biologischer Ruhezeiten ist ein wesentlicher Bestandteil guter Tierhaltung und zwingende Bedingung zum langfristigen Wohlergehen dieser Art.

Königsnattern kommen aus Klimaregionen, die zumeist etwas wärmer als unser mitteleuropäisches Klima sind. Dennoch durchlaufen sie an den meisten Orten eine winterliche Ruhezeit. Für etwa 6-12 Wochen sollten Königsnattern bei Temperaturen von 5-12°C (je nach Herkunft) „überwintern“ (für den genauen Ablauf siehe Fachliteratur).

Häufige Erkrankungen und Parasiten

Alle Königsnattern aus der Auffangstation sind fachtierärztlich untersucht und, wenn nötig, behandelt worden. Sie haben eine Quarantäne durchlaufen und sind auf Parasiten getestet. Mit anderen Worten: alle Königsnattern aus der Auffangstation sind klinisch gesund. Sollten dennoch irgendwelche Verhaltensauffälligkeiten bemerkt werden, kontaktieren Sie uns bitte.

Sonstiges

Königsnattern unterliegen keinen Schutzvorschriften oder Haltungseinschränkungen. Wir lehnen es ausdrücklich ab, Wildfangtiere zu erwerben, da diese in der Regel stark von Parasiten befallen, durch die zahlreichen Stationen zwischen Fang und Ankunft im Terrarium in schlechtem Allgemeinzustand sind, sich häufig nicht gut an die Terrarienbedingungen gewöhnen und eine Naturentnahme aus Artenschutzgründen abzulehnen ist.

Reptilien sind keine Kuscheltiere, dennoch kann eine Königsnatter davon profitieren, regelmäßig angefasst und in die Hand genommen zu werden, wenn sie dort ruhig bleibt und sich neugierig-erkundend bewegt. Sie hat auf diese Weise Abwechslung und baut Angst vor Nähe und Berührung mit dem Pfleger ab. Sollte sie jedoch Anzeichen von Unwohlsein zeigen (Unruhe, Fluchtversuche, Zischen), ist sie mit ruhigen Bewegungen wieder in ihr Terrarium zu setzen.

ACHTUNG: obwohl Schlangen keine Beine haben, sind sie diejenigen Reptilien, die am häufigsten aus ihren Terrarien „verschwinden“. Ihnen reichen die kleinsten Öffnungen, Ritzen oder Ansatzpunkte, um die Scheiben aufzuschieben, einen Deckel anzuheben, eine Öffnung zu vergrößern, oder sich hindurchzuzwängen. Diesen Drang haben zwar nicht alle Tiere, dennoch empfehlen wir die Türen (Schiebescheiben) mit einem Draht, einem Terrarienschloss oder einer Kindersicherung zusätzlich zu sichern.