CARESHEET

MOSCHUSSCHILDKRÖTE

Dieses Informationsblatt ersetzt nicht die Anschaffung und aufmerksame Lektüre von Fachliteratur! Für Neueinsteiger in dieses spannende Hobby empfehlen wir mehrere Bücher, sowohl über die Tierart als auch über Gestaltung und Betrieb von Terrarien, zu lesen!

Das Wesen

Moschusschildkröten sind relativ ruhige Tiere, die nicht wie Schmuckschildkröten schnell und elegant durchs Wasser gleiten, sondern eher „bedächtig“ auf dem Grund des Gewässern entlang gehen, was auch an ihrer wenig stromlinienförmigen Körperform zu erkennen ist. Sie können aber dennoch auch schwimmen. Sie halten sich gerne in der Nähe deckungsspendender Strukturen auf. Nur wenige von ihnen verlassen das Wasser um sich zu sonnen oder die Umgebung zu erkunden. Sie mögen es nicht besonders gerne in die Hand genommen zu werden und verleihen dem Ausdruck, indem sie ihr Maul drohend weit aufreißen. Manche Tiere sind beißfreudig, die Mehrzahl jedoch eher wenig. Moschusschildkröten können tag- und nachtaktiv sein. Jungtiere zeigen einen stark gekielten Panzer, der jedoch im Alter bei allen Arten, bis auf die Dach-Moschusschildkröte, vollständig verschwindet.

Größe & Lebenserwartung

In der kleinen Gruppe der Moschusschildkröten gibt es sehr unterschiedliche Beziehungen zwischen Größe und Geschlecht. Während bei Schmuckschildkröten die Weibchen mitunter doppelt so groß wie die Männchen werden, sind sie bei den Moschusschildkröten, je nach Art, größer oder kleiner als, bzw. genauso groß wie die Weibchen.

  • Dach-Moschusschildkröte (Sternotherus carinatus): Männchen bis 18 cm, meist jedoch um 12-14 cm, Weibchen um 14 cm
  • Zwerg-Moschusschildkröte (Sternotherus minor): Männchen bis 12 cm, Weibchen bis 15 cm
  • Gewöhnliche Moschusschildkröte (Sternotherus odoratus): Männchen um 14 cm, Weibchen um 15 cm; bei dieser Art gibt es eine bräunliche und eine schwärzliche Form, wobei Letztere aus Florida stammt

Die Lebenserwartung beträgt etwa 20-30, selten über 50 Jahre.

Herkunft / Lebensraum

Es gibt 4 Arten der Moschusschildkröte. Sie kommen alle aus den südlichen und südwestlichen USA. Nur die Gewöhnliche Moschusschildkröte ist bis weit in den Nordosten verbreitet und erreicht die Großen Seen, sowie die Kanadische Grenze. Sie bewohnen, je nach Art, verschiedene Gewässerlebensräume unterschiedlicher Tiefen oder Strömungsgeschwindigkeiten. Alle bevorzugen weichen, schlammigen Boden und stellenweise dichte aquatische Vegetation, in der sie sich gut verstecken können und eine Vielzahl an Nährorganismen finden. Auch an Stellen mit Ästen und Wurzeln halten sie sich gerne auf.

Einzel- oder Gruppenhaltung

Wie bei vielen Schildkrötenarten, sind die männlichen Exemplare der Moschusschildkröten untereinander zumeist recht unverträglich, zumindest unter (beengten) Aquarienverhältnissen. Weibchen vertragen sich meist, doch auch unter ihnen gibt es unverträgliche Exemplare. Prinzipiell könnten Moschusschildkröten einzeln gehalten werden, doch sie haben mehr Abwechslung zu zweit oder zu dritt. Eine dauerhafte Paarhaltung kann - je nach Männchen - für das Weibchen sehr anstrengend werden, sowohl die Nachstellungen des Männchens, als auch die Eiproduktion. Daher sollten unterschiedliche Geschlechter nicht dauerhaft zusammen gehalten werden.

Vergesellschaftung mit anderen Arten

Eine Vergesellschaftung unterschiedlicher Arten funktioniert zumeist sehr gut, allerdings muss die andere Art von ähnlicher Größe, ähnlichem Gemüt und Lebensraumansprüchen sein. Schmuckschildkröten passen überhaupt nicht, Vertreter aus der Gattung der Schlammschildkröten (Kinosternon) dagegen gut. Manchmal vertragen sich auch die Männchen unterschiedlicher Arten, doch muss hier, v.a. anfangs, sehr genau beobachtet und, wenn nötig, die Männchen wieder voneinander getrennt werden. Selbst ein bissiges Moschusweibchen kann sich durchaus mit einem Schlammschildkrötenweibchen vertragen. Es sollten keine verschiedenen Moschusschildkrötenarten unterschiedlichen Geschlechts zusammen gehalten werden, da sie Hybriden produzieren, die in der guten Tierhaltung nicht erwünscht sind.

Terrarium: Größe & Einrichtung

Für zwei Moschusschildkröten sollte das Aquarium 100 x 50 x 50 cm (LHB) groß sein. Der Wasserstand muss nicht sehr hoch sein (ca. 30cm), da diese Schildkröten - obwohl im Wasser lebend – keine besonders guten Schwimmer sind. Ein Landteil, der der Breite des Beckens und einer Tiefe (Länge) von ungefähr 30 cm entspricht, ist ebenso fester Bestandteil, selbst dann, wenn nur Weibchen gehalten werden, weil diese auch unbefruchtete Eier legen (können). Haben sie keinen Landteil mit sandigem Substrat, können sie im schlimmsten Fall an sogenannter Legenot erkranken. Funktionell und platzsparend ist es, wenn die Scheibe für den Landteil diagonal eingeklebt wird, so dass diese - von der Seite gesehen - ein sich nach unten verjüngendes spitzwinkliges Dreieck bildet, welches ca. 1 - 2 cm höher als der Wasserstand ist. Auf diese Weise haben die Tiere einen Landteil, ohne dass ihnen dadurch viel Wasserfläche verloren geht.

Die Einrichtung des Wasserteils sollte aus mehreren Wurzeln und/oder Ästen bestehen, damit sich die Tiere aus dem Weg gehen können und Versteckplätze haben. Es ist unbedingt darauf zu achten, dass keine Engstellen vorhanden sind, in denen sich die Tiere verklemmen und ertrinken könnten. Für Jungtiere müssen zahlreiche Strukturen vorhanden sein, über die sie die Wasseroberfläche erreichen können. Wasserpflanzen sind empfehlenswert, da sie ebenfalls Versteckplätze bieten und die Wasserqualität verbessern. Der Landteil kann mit Sand aufgefüllt werden, da die Tiere hierin leicht graben können und ins Wasser fallender Sand nicht stört, da auch der Boden mit einer 2-5 cm starken Sandschicht (z.B. Spielsand aus dem Baumarkt, vorher waschen) bedeckt sein sollte. Das sieht natürlicher aus, beeinflusst die Wasserqualität positiv und beugt Panzernekrosen vor. Ob das Aquaterrarium abgedeckt werden muss oder nicht, hängt davon ab, ob die Schildkröten über einen Mattenfilter (siehe unten), Rindenstücke oder Ähnliches hinausklettern könnten. Zur Beurteilung stelle man sich die Frage, ob es eine Schildkröte schaffen könnte herauszuklettern, wenn eine andere in einer Ecke des Landteils läge, deren Rücken sie als Ausstiegshilfe benutzen könnte.

Moschusschildkröten können auch im Gartenteich gehalten werden, nur muss dieser dann ausbruchsicher umfriedet sein, um ein Entweichen der Schildkröten zu verhindern. Die Schildkröten würden sich darüber freuen, doch wir würden sie kaum zu Gesicht bekommen. Eine solche Haltung wäre - je nach Wetterlage - nur von April/Mai bis November/Dezember möglich. In den übrigen Monaten müssten die Tiere im Haus gehalten werden.

An Technik - bei der Zimmeraquarienhaltung - sind zwei Dinge wesentlich: Licht und Filterung. Da Moschusschildkröten keine Sonnenanbeter wie Schmuckschildkröten sind, ist eine Beleuchtung mit Vollspektrum-Neonröhren ausreichend. Übliche LEDs sind weniger geeignet, da sie nur sehr enge Ausschnitte aus dem Lichtspektrum wiedergeben, was von den Tieren vermutlich als (ziemlich) unnatürlich wahrgenommen wird. Wenn dann speziell für Reptilien entwickelte LEDs benutzen. Darüber hinaus sollte über dem Landteil eine Wärmelampe hängen. Dies könnte ein Halogenspot oder eine Metalldampflampe sein. Im Gegensatz zu vielen anderen Schildkrötenarten, benötigen Moschusschildkröten kein UV-Licht für die Vitamin D3-Biosythese, weshalb eine UVB emittierende Lampe nicht schadet, aber auch nicht zwingend notwendig ist. Die Anbringungshöhe muss so gewählt sein, dass die Temperatur auf Panzerhöhe der Schildkröte etwa 30 - 35°C beträgt.

Wasserschildkröten fressen viel und produzieren entsprechend große Mengen an Fäkalien. Daher ist ein leistungsstarker Filter ein Muss für eine gute Tierhaltung. Die Filterleistung sollte etwa der dreifachen Wassermenge entsprechen. Für die vergleichsweise kleinen Aquaterrarien haben sich die sog. „Hamburger Mattenfilter“ (ausführliche Infos dazu im Internet) bewährt. Sie bieten den Vorteil, dass keine Schläuche aus dem Aquarium heraus führen und somit auch keine Überschwemmung des Wohnzimmers verursachen können. Ihr Nachteil ist, dass sie den Tieren Aquarienvolumen, also Schwimmfläche nehmen. Dennoch ist dieser Filtertyp, der im Selbstbau aus zwei Führungsschienen, einer Filtermatte und einer Kreiselpumpe bzw. einem Luftheber installiert wird (auch für weniger handwerklich begabte Menschen schaffbar), sehr geeignet. Er ist preiswert, einfach zu reinigen und jedes seiner Teile ist unkompliziert zu ersetzen. Kleine Kompakt-Innenfilter aus dem Aquaristikbereich sind zu leistungsschwach und können daher nicht verwendet werden. Für einzelne Aquarien oder für diejenigen, die genügend Platz haben, können auch Außenfilter aus der Aquaristik Verwendung finden, die in der Anschaffung allerdings deutlich teurer sind. Ein Filter ersetzt keinen Wasserwechsel, sondern stellt eine gleichbleibend gute Wasserqualität sicher.

Eine Beheizung des Wassers ist bei der Aufstellung des Aquariums in Wohnräumen nicht notwendig. Bei einer Teichhaltung mit geringer Besatzdichte erübrigen sich technische Hilfsmittel.

Pflege- und Versorgung

Die Pflege von Moschusschildkröten im Aquarium besteht darin, täglich zu überprüfen, ob die Technik funktioniert, die Tiere zu füttern und sie zu begutachten. Je nach Besatzdichte, Fütterung und Temperatur muss alle paar Wochen, einen Teilwasserwechsel durchgeführt werden. Hierbei verbleibt ein Drittel des Wassers im Becken und nur der Rest wird getauscht. Bei dieser Gelegenheit wird auch ein Teil des Mulms am Bodengrund abgesaugt. Es darf/muss nicht alles „klinisch“ rein sein, sondern der Mulm, Bakterien, Algen usw. dienen dem natürlichen Gelichgewicht im Aquarium. Auch der Filter darf nicht heiß ausgespült oder anders intensiv gereinigt werden, da sonst alle wichtigen Mikroorganismen absterben würden. Für den Neueinsteiger den Tipp: Wasseraus- und einlauf nicht mit Eimern, sondern mit Schläuchen (z.B. Garten- oder Teichschläuche) durchzuführen.

Nahrung und Fütterung

Die Nahrungsaufnahme findet im Wasser statt. Die Fütterung sollte möglichst vielfältig und abwechslungsreich sein. Es bieten sich verschiedene Pelletfutter an, lebende oder getrocknete Mehlwürmer, Heuschrecken, Wachsmottenlarven, Heimchen, gefrostete (und aufgetaute) oder getrocknete Bachflohkrebse (Gammarus), getrocknete Süßwasserschrimps, Muscheln („Meeresfrüchte“) oder Fisch (alles problemlos über das Internet oder Zoofachmarkt zu beziehen). Bei Letzterem v.a. Sprotten oder Heringe, die im Ganzen oder in Stücke geschnitten komplett (mit Kopf und Innereien) verfüttert werden. Die Futtersorten sollten nicht alle zu einem „Müsli“ vermischt werden, da sich die Tiere dann manchmal angewöhnen, nur die „leckeren“ Bestandteile zu fressen. Bei jeder Fütterung gibt es nur eine Futtersorte. Zusätzlich sollte immer ein Schulp (Sepia) verfügbar sein, damit die Tiere ihren Kalziumbedarf decken können. Es sollte so viel gefüttert werden, wie die Schildkröten in 5 Minuten aufgefressen haben, damit kein Futter im Wasser verbleibt und die Wasserqualität negativ beeinflusst wird. Es sollten aber auch Futtermittel angeboten werden, die zur Beschäftigung dienen und länger „zerlegt“ werden müssen. Hunde und Katzenfutter schädigt auf Dauer den Organismus und sollte daher nicht angeboten werden. Ein besonderer Leckerbissen für Moschusschildkröten sind (Gehäuse)Schnecken, die in ihrem natürlichen Lebensraum einen Großteil der Nahrung ausmachen. Das Problem dabei ist allerdings, dass Schnecken mitunter Überträger verschiedener Parasiten sind. Kleine Achatschnecken wären eine gute Alternative.

Wer seine Schildkröten „perfekt“ ernähren möchte, kann sich im Internet zum Thema „Schildkrötenpudding“ (den man selbst herstellt) informieren und seinen Tieren einmal wöchentlich diese Delikatesse anbieten (manchmal brauchen sie etwas Zeit, um sich daran zu gewöhnen). Der größte Vorteil dieses Futters besteht darin, dass in diese aus verschiedenen pflanzlichen und tierischen Futterbestandteilen und in Gelatine gebundene Mischung auch ein Kalk-Vitaminpräparat zugefügt werden kann, welches, würde man es über das o.g. Futter streuen, stets vom Wasser abgewaschen würde.

Erwachsene Moschusschildkröten sollten ca. 3x wöchentlich gefüttert werden, kleinere 5x/Wo.

Ruhezeit

Die Einhaltung biologischer Ruhezeiten ist ein wesentlicher Bestandteil guter Tierhaltung und zwingende Bedingung zum langfristigen Wohlergehen dieser Arten. Sollten Sie diese Ruhezeit nicht gewährleisten können oder wollen, raten wir von der Anschaffung dieser Tierart/en ab.

Moschusschildkröten sollte jedes Jahr eine Ruhephase gegeben werden, um langfristig ihre Gesundheit und Vitalität zu erhalten. Dies ist für sie ein natürlicher Prozess. Darüber hinaus ist eine solche Ruheperiode die Vorbedingung für eine erfolgreiche Fortpflanzung im Frühjahr. Hierzu werden die Tiere für 2-3 Monate an einen konstant kühlen Ort (z.B. Keller, Schuppen, Balkon) gestellt. Das kann beispielsweise in Kunststoffwannen oder Aquarien geschehen. Es hat sich bewährt, pro Tier eine Hand voll Buchen- oder Eichenlaub ins Wasser zu geben oder das Wasser „anzusalzen“, um das Wachstum von schadhaften Bakterien zu verhindern. Die Wasser-Überwinterungstemperatur sollte im Bereich von 5 - 10°C liegen. Ein bewährtes Vorgehen ist es, die Tiere (bei Innenhaltung) im Spätsommer/Frühherbst nach draußen zu bringen. Dort nehmen Tageslänge und Temperatur ganz natürlich kontinuierlich ab und die Schildkröten fahren ihren Stoffwechsel herunter und treten in eine Ruhephase ein (was nicht Bewegungslosigkeit bedeuten muss). In der Regel (je nach Region und Jahr) fallen die Nachttemperaturen bis Mitte Dezember nicht bzw. nicht anhaltend unter 5 - 10°C. Wenn es dann kälter wird, werden die Tiere innerhalb einer Woche an wärmere Temperaturen gewöhnt und wieder in die Wohnung geholt. Dies gilt natürlich ebenso, wenn die Schildkröten bis dahin im Teich gehalten wurden. Für sie beginnt das Frühjahr dann im Dezember und dennoch haben sie eine etwa 2 1/2 monatige Ruhephase durchlaufen. Alternativ ist auch eine Überwinterung im Kühlschrank möglich.

Eine Überwinterung im Gartenteich (darf nicht durchfrieren!) kann funktionieren, doch ist unser Winter für die nordamerikanischen Schildkröten meist zu kalt und zu lang. Auch sind die oft sehr wechselnden Temperaturen in der kalten Jahreszeit nicht optimal. Außerdem ist eine Überwinterung im Gartenteich weniger kontrollier- bzw. beeinflussbar als eine an einem sicher frostfreien, kältegeschützten Ort.

Häufige Erkrankungen und Parasiten

Alle Wasserschildkröten aus der Auffangstation sind fachtierärztlich untersucht und, wenn nötig, behandelt worden. Sie haben eine Quarantäne durchlaufen und sind auf Parasiten getestet. Mit anderen Worten: alle Wasserschildkröten aus der Auffangstation sind klinisch gesund. Sollten dennoch irgendwelche Verhaltensauffälligkeiten bemerkt werden, kontaktieren Sie uns bitte.

An gesundheitlichen Risiken ist beispielsweise die Übertragung von Salmonellen möglich, die bei Reptilien zur natürlichen Darmflora gehören. Normalerweise werden hierdurch beim Menschen lediglich kurzzeitig anhaltende Brechdurchfälle verursacht. In seltenen Fällen kann es schwere Krankheitsverläufe geben. Dies betrifft v.a. Kinder unter 3 Jahren, ältere oder immungeschwächte Menschen. Daher empfehlen wir gewissenhafte Händehygiene durch Händewaschen oder Verwendung eines geeigneten Desinfektionsmittels.

Vermehrung

Von einer Vermehrung dieser Arten raten wir ab, da der Markt übersättigt und eine Abgabe der Tiere in verantwortungsvolle Hände äußerst schwierig ist.