CARESHEET

REPTILIENHALTUNG

Diese Informationsschrift soll und kann nicht den Erwerb und die Lektüre weiterführender Literatur ersetzen. Sie ist dazu gedacht, wichtige Informationen bereitzustellen, die die Grundlage dafür bilden sollen, fundiert über das Thema nachzudenken. Die tier- und verhaltensgerechte Haltung von Reptilien ist meist aufwändig und kostspielig. Mit der Entscheidung Reptilien zu halten, übernehmen Sie Verantwortung für die Lebenszeit des Tieres. Aus ethischen und tierschutzrechtlichen Gründen sollen keine Spontanentscheidungen zum Erwerb eines Tieres getroffen werden.

Worauf es bei der Haltung von Reptilien ankommt

Reptilienhaltung ist ein aufregendes, sehr vielseitiges und abwechslungsreiches Hobby. Es reicht weit über die jeweilige Tierart hinaus. Man sollte sich mit wissenschaftlichen Themen wie der Geografie des Herkunftsgebietes seines Tieres, der Ökologie, also den Wechselwirkungen des Tieres in seinem natürlichen Lebensraum und natürlich der Biologie, Anatomie und Physiologie beschäftigen. Es ist aber auch sehr praktisch und handwerklich, wenn ich selber Terrarien baue, Stromleitungen verlege und Lampen und andere technische Geräte anschließe (vom Elektriker machen lassen). Ich werde im Idealfall in die heimische Natur gehen, um dort Einrichtungsgegenstände wie Wurzeln, Äste oder Laub zu sammeln, damit das Terrarium möglichst natürlich aussieht. Ich muss mich aber auch im Baumarkt und mit Werkstoffen auskennen, wenn ich künstliche Gesteinslandschaften für die Rück- und Seitenwände des Terrariums bauen möchte. Oder mit Pflanzen und der Gärtnerei, wenn ich ein Tropenterrarium gestalte. Und über kurz oder lang werde ich mich mit der Futtertierzucht beschäftigen. Und mit noch vielen weiteren Themenbereichen.

Reptilien sind aber nicht jedermanns Sache. Manche Menschen ekeln sich vor ihnen oder empfinden massive Ängste, was respektiert werden muss. Daher sollte die Anschaffung von derartigen Tieren mit allen Mitgliedern des Haushalts besprochen werden, denn eine Schlange, die ich gekauft habe, kann ich nicht mehr zurückgeben. Weiterhin muss zuvor abgeklärt werden, ob das zu erwerbende Tier im Bundesland des neuen Besitzers auf einer behördlichen „Liste gefährlicher Tiere“ steht und deshalb einen Sachkundenachweis und eine behördliche Haltungsgenehmigung und ggf. das Einverständnis des Vermieters erfordert. Aus artenschutzrechtlicher Sicht müssen die meisten Tierarten, die unter dem Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) in Anhang I oder II bzw. der europäischen Artenschutzverordnung in Anhang A und B gelistet sind, bei der zuständigen Behörde gemeldet werden. Beim Erwerb müssen diese Tiere mit den jeweiligen Herkunftsnachweisen ausgehändigt werden, die gesetzeskonformen Import oder Nachzucht ausweisen. Diese Dokumente verbleiben - wie die Fahrzeugpapiere - immer beim Tier, auch wenn es weiter gegeben wird. Einige gelistete Arten sind von der Meldepflicht befreit: Grüner Leguan, Königspython, zwei Unterarten der Boa constrictor, der Madagaskar-Taggecko und der Goldstaubtaggecko.

Tiere für Kinder

Heimtiere können für Kinder eine tolle Sache sein und das Interesse für und die Wertschätzung von anderen Lebewesen fördern. ABER: ein Kind kann nicht dazu verpflichtet werden, allein Verantwortung für das Wohlergehen seines Tiers zu übernehmen. Auch können Kinder schneller als Erwachsene das Interesse an ihrem Tier verlieren. Das ist normal in diesem Alter und darf ihnen nicht zum Vorwurf gemacht oder bestraft werden, da dann genau der gegenteilige Effekt erzielt wird. Also, ob Kinder ein Reptil als Heimtier bekommen, bestimmen in erster Linie die Eltern. Da sie es sind, die die Verantwortung für das Wohlergehen und die Versorgung des kleinen Mitbewohners übernehmen müssen. Das bedeutet, dass auch sie dieses Tier wollen und dass in erster Linie sie selbst sich in das Thema einarbeiten müssen, um das Wohlergehen garantieren zu können. Wer sich da nicht sicher ist, sollte Abstand davon nehmen.

Ein weiterer Aspekt, der vor der Anschaffung klar sein sollte, ist, dass Reptilien keine Streichel- oder Kuscheltiere und, dass Reptilien in erster Linie in ihrem Terrarium zu halten sind. Dennoch dürfen und können sie angefasst werden, allerdings so, dass sie dabei kein Unbehagen zeigen, also z.B. nicht zu fliehen versuchen. Sie sind kein kleinerer und pflegeleichterer Ersatz für Hund, Katze oder Kaninchen. Die hier vorgeschlagenen Arten zeichnen sich normalerweise durch ihre geringe Aggression dem Menschen gegenüber aus und v.a. Leopardgeckos und Bartagamen können recht zutraulich und am Menschen interessiert sein. Dennoch ist jedes Tier ein Individuum und es kann vorkommen, dass ein Reptil einmal beißt. Dabei kann auch etwas Blut fließen, aber in den meisten Fällen ist der Schreck viel größer als die Verletzung - selbst bei Kinderhänden. Es besteht auch kein bedeutendes Risiko sich durch einen Biss oder das Anfassen mit einer Krankheit zu infizieren. Immer wieder liest man von einer Übertragung von Salmonellen von Reptilien auf den Menschen. Da manche Salmonellen „Arten“ bei Reptilien zur „normalen“ Bakterienflora gehören kann es bei immunsupprimierten, alten Personen und Babys zu Infektionen kommen. Wir empfehlen eine gewissenhafte Hygiene nach dem Kontakt zu Reptilien einzuhalten. Dann sind Salmonellen kein Problem

Urlaubsversorgung

Wie für alle Tiere, die in menschlicher Obhut gehalten werden, ist auch für Reptilien eine lückenlose Versorgung zu gewährleisten, was insbesondere für die Urlaubszeit gilt. Auch dies ist eine entscheidende Überlegung VOR Anschaffung der Tiere. Wir empfehlen hier, dass das Reptil in seinem angestammten Habitat, also gewohnten Terrarium, zu Hause von einer Urlaubsbetreuung versorgt wird und nicht in ein „Urlaubsterrarium“, z. B. in einem Zoogeschäft umziehen muss.

Einzelhaltung oder mehrere Tiere            

Der Mehraufwand für die Haltung eines zweiten Tieres im selben Terrarium ist unwesentlich größer als bei einem Tier. Die meisten Schlangen, Echsen oder Schildkröten sind zwar keine im biologischen Sinn „sozialen Lebewesen“, aber dennoch tolerieren sie in der Regel einen Artgenossen. Der Vorteil eines Solchen ist, dass etwas mehr Abwechslung und Reize geschaffen werden. Prinzipiell kann man aber alle Reptilien auch gut alleine halten. Wichtig ist dann, dass man über gezielte Anreize das Tier beschäftigt und es z. B. über abwechslungsreiche Futtergaben gesund und aktiv hält (Enrichment).

Wir möchten für einen Neueinsteiger aber davon abraten, ein Männchen und ein Weibchen zusammenzuhalten - so süß und interessant Nachwuchs auch ist -, da die Aufzucht von Jungtieren einerseits ein deutliches Maß an Wissen und Erfahrung voraussetzt und andererseits Kosten und Aufwand dadurch merklich zunehmen. Außerdem ist es wenig sinnvoll häufige Arten - wie die hier genannten - zu vermehren, da der Markt mit ihnen übersättigt ist und sie nur schwer zu veräußern sind.

Bei einer Vergesellschaftung sollten zudem nur Tiere derselben Art genommen werden, da sie dieselbe „Verhaltenssprache“ sprechen. Bei den meisten Echsen- und bei vielen Schildkrötenarten sind Männchen untereinander unverträglich, was im Terrarium unter fehlenden Ausweichmöglichkeiten in schweren Verletzungen oder dem Tod enden kann. Weibchen können meist problemlos gemeinsam gehalten werden. Welche Arten vergesellschaftet werden können oder einzeln gehalten werden müssen, ist unbedingt vor der Anschaffung in Erfahrung zu bringen.

Umgang mit den Tieren

Zumeist ist einer der Gründe, warum sich bestimmte Tierarten besonderer Beliebtheit in der Terraristik erfreuen, ihr Vermögen (sehr) zutraulich zu werden und vielleicht sogar am Menschen interessiert zu sein oder sich zumindest uns gegenüber nur sehr geringgradig aggressiv zu verhalten. Das ist eine bemerkenswerte Eigenschaft, denn für alle Reptilienarten ist der Mensch ein potenzieller Raubfeind. Doch sollte uns stets bewusst sein, dass Reptilien immer anders als Hund oder Katze sein werden. Das bedeutet, dass einige von ihnen zwar gerne auf die Hand oder den Arm kommen, die wenigsten es jedoch tatsächlich mögen, gestreichelt zu werden, auch wenn ein paar Individuen dies tolerieren. Der Umgang mit ihnen sollte daher stets derart sein, dass die Tiere keine Angst zeigen. Diese ist an Drohgesten oder Fluchtreaktionen zu erkennen. Ein regelmäßiger, einfühlsamer Umgang mit ihnen tut ihnen gut, da auf diese Weise ihre Angst ab- und dadurch ihr Wohlbefinden zunimmt. Während der ersten ein bis zwei Wochen beschränken Sie den Kontakt zum neuen Tier auf den Wasserwechsel, das Entfernen von Kot und Nahrungsresten und die Fütterung. Sollte das Tier während dieser Zeit nicht fressen wollen, macht das nichts. Vollführen Sie langsame Bewegungen. Sollte beispielsweise eine Schlange nahe dem Wassernapf liegen und eine Drohhaltung einnehmen, wenn Sie sich nähern, wechseln Sie das Wasser später, wenn die Schlange in ihrem Versteck ist. Wenn Sie merken, dass sich das Tier sicherer fühlt, weil es nicht mehr zurückweicht, halten Sie ihm immer mal wieder die Hand hin, damit es daran riechen kann. Pflanzen- oder insektenfressenden Arten können Sie die Nahrung mit der Pinzette anbieten und nach einer Weile auf diese Weise das Reptil zur Fütterung auf ihre Hand locken. Verwenden Sie nur stumpfe bzw. abgerundete Pinzetten und halten Sie diese während der Fütterung so, dass die Spitze vom Maul des Tieres weg zeigt, da sich gierige Fresser sonst schnell verletzen können. Bei Schlangen sollten Fütterung und „Annäherungsversuche“ stets strikt voneinander getrennt werden, da es unweigerlich zu Bissverletzungen an Ihrer Hand führen würde. Ebenso empfehlen wir die meisten Schlangen außerhalb des Terrariums in extra Futterboxen zu füttern. So verknüpfen die Tiere das Öffnen des und hantieren im Terrarium nicht mit der Fütterung und verhalten sich meist generell ruhiger im Terrarium.  Tun Sie nichts, worauf das Tier mit Angst reagiert. Auch Reptilien sind Individuen, verhalten sich also unterschiedlich. Und Tiere aus der Auffangstation haben alle eine „Geschichte“, manchmal eine unschöne. Deshalb ist die „Schnelligkeit“, mit der ein Reptil zutraulich(er) wird, nicht vorhersehbar. Zwischen unmittelbarer Zutraulichkeit und dauerhafter Ängstlichkeit ist alles möglich und der Zeitrahmen kann Tage bis viele Monate umfassen. Die meisten der hier aufgeführten Tiere kommen irgendwann auf Ihre Hand und tun sie das trotz intensiver Bemühungen nicht, muss das respektiert und akzeptiert werden. Dann ist dieses Tier eben so.

Ein Reptil sollte keinen Freilauf in Ihrer Wohnung bekommen, da dort zumeist eine unüberschaubare Anzahl von Versteckmöglichkeiten existiert, in die es sich über Kurz oder Lang zurückziehen wird. Selbst Tiere, die für gewöhnlich äußerst zutraulich sind, werden sehr schreckhaft und ängstlich, wenn sie erst einmal von der Hand gesprungen oder gefallen und auf dem Fußboden gelandet sind. Viele dieser Verstecke sind erfahrungsgemäß nicht oder nur unter großem Aufwand dazu geeignet, das Tier rasch von dort zurück zu holen. Auch existieren vielfältige Gefahrenquellen zu ertrinken, sich aufzuspießen, zerquetscht, von anderen Tieren verletzt oder gefressen zu werden oder durch ein Fenster ins Freie zu entweichen. Eventuell können auch giftige oder ungeeignete Dinge gefressen werden, die zu massiven Problemen führen können.

Mindestanforderungen, Aufstellung und Versorgung von Terrarien

Wie eingangs erwähnt, ersetzt dieses Informationsblatt nicht das Studium von Fachliteratur. Daher werden nachfolgend lediglich einzelne Aspekte, die von besonderer Bedeutung sind, kurz angesprochen.

1997 wurde ein vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (BMEL) in Auftrag gegebenes Gutachten erstellt, das „Die Mindestanforderungen an die Haltung von Reptilien“ definiert und den Veterinärbehörden als Maßstab für die Beurteilung dient, wo tierschutzwidrige Haltung beginnt - nämlich dort, wo die Mindestanforderungen nicht erfüllt sind. Dieses Dokument ist einfach im Internet zu finden. Im Prinzip ist dort für jede Reptilienart definiert, wie groß die Grundfläche eines Terrariums mindestens zu sein hat und wie die Haltungsbedingungen (Temperatur, Licht, Feuchtigkeit) auszusehen haben. Dennoch ist den meisten verantwortungsbewussten Tierhaltern klar, dass ich mit den Mindestmaßen zwar rechtlich „im Trockenen“ stehe, für eine gute Tierhaltung die Maße jedoch deutlich großzügiger ausfallen sollten. Vor der Anschaffung eines Terrariums müssen also die Mindestmaße für die jeweilige Tierart in Erfahrung gebracht werden (steht in jeder neueren guten Fachliteratur). Größere Terrarien haben zudem den Vorteil, dass sie vielfältiger, strukturierter eingerichtet werden können als kleine. Und auch die Temperatur, Helligkeit und Feuchtigkeit lassen sich dort besser und variabler „einstellen“.

Ein Terrarium sollte an einem etwas geschützten Ort aufgestellt werden, so dass kein direktes Sonnenlicht einfällt (Gefahr der Überhitzung, Treibhauseffekt), man beim Stabsaugen nicht dagegen stößt, Hund oder Katze nicht davor oder darauf sitzen können, man nicht darüber fallen oder stolpern kann. Es sollte stabil und sicher stehen. Eine ausreichende Belüftung, aber keine Zugluft, sollte gewährleistet sein. Fernseher, Lautsprecherboxen oder andere technische Geräte oder helle Lampen, die nachtaktive Tiere stören könnten, dürfen sich ebenfalls nicht in unmittelbarer Nähe befinden.

Eines der Schlüsselprinzipien guter Terrarienhaltung ist es, den Tieren Wahlmöglichkeiten zu bieten. Diese betreffen in erster Linie Wärme, Feuchtigkeit, Helligkeit und Versteckmöglichkeiten. In einem Terrarium müssen sich also Bereiche unterschiedlicher Feuchtigkeit, Wärme und Helligkeit finden, damit sich das Tier seinen optimalen Platz aussuchen bzw. zwischen Orten unterschiedlicher Eigenschaften hin und herwechseln kann. Je kleiner ein Terrarium ist, desto schwieriger sind diese Bedingungen zu realisieren.

Die Einrichtung sollte gemäß der Fachliteratur vorgenommen werden. Wichtig ist, dass das/die Tier(e) mehrere Versteckmöglichkeiten zur Auswahl haben: Ein feuchteres, ein trockeneres, sowie 1-2 weitere. Fast alle Reptilien bevorzugen Verstecke, die relativ eng sind, d.h. sie sich mit dem Rücken von innen dagegen drücken können.

Aus Unwissenheit in Verbindung mit ungenügender Pflege werden viele Reptilien zu trocken gehalten, was leider oftmals mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen einhergeht. Die allerwenigsten Arten stammen tatsächlich aus Wüsten. Aus diesem Grunde empfehlen wir unbedingt die Verwendung von Wetboxen (1 pro Tier). Dabei handelt es sich um (Kunststoff)Boxen jeglicher Art, die mit feuchtigkeitsspeicherndem Substrat (z.B. Moos, Kokoshumus, Erde) gefüllt und feucht - nicht nass - gehalten werden. Durch ein selbst angebrachtes Einschlupfloch (es dürfen keine scharfen Ränder oder Absplitterungen entstehen) können die Tiere nach Belieben hinein- und hinausgehen. Gerade im Zusammenhang mit der Häutung ist eine feuchte Umgebung notwendig.

Notwendige Technik

Über Technik im Terrarium ließe sich ein ganzes Buch schreiben, was aber nicht Absicht dieses Informationsblattes ist. Daher noch einmal der Hinweis, sich über Bücher, Liebhabervereinigungen oder das Internet weitergehend über dieses Thema zu informieren.

Da Reptilien wechselwarme Organismen sind, sind sie auf äußere Wärmequellen angewiesen, um ihren Körper auf eine für seine Vitalfunktionen optimale Temperatur zu bringen. Es hat sich bewährt, in einem Terrarium mit unterschiedlichen Lichtquellen zu arbeiten: Eine, die die Grundbeleuchtung liefert und eine andere, die Wärme bereitstellt. Für die Grundbeleuchtung empfehlen wir Vollspektrum-Neonröhren zu verwenden, da diese gegenwärtig das natürlichste Licht wiedergeben. In der Anschaffung sind sie zwar etwas teurer als „normale“ Neonröhren, doch das sollte es uns Wert sein. Die modernen LED-Lampen können wir dagegen nur eingeschränkt empfehlen, da das von ihnen emittierte Licht lediglich sehr eng begrenzte Spektralbreiten abgibt. Dies wird von Reptilien, die ein etwas anderes Wahrnehmungsspektrum des Lichts haben als wir Menschen, vermutlich nicht als natürlich empfunden und könnte als Stressor wirken. Man sollte die Weiterentwicklung der Technik genau im Auge behalten. Es gibt bereits speziell für Reptilien entwickelte LED Lampen, die von den Tieren sehr gut angenommen werden.

Werden nachtaktive Arten gehalten, sollte die Wärmequelle einen der Versteckplätze erwärmen, wobei unbedingt darauf zu achten ist, dass dort 30°C nicht überschritten werden. Bei tagaktiven Arten muss ein gut erreichbarer Sonnenplatz geschaffen werden, wobei die Temperatur einerseits über die Wattstärke und andererseits über den Abstand zwischen Tier und Lampe auf etwa 35°C eingestellt wird. In jedem Fall dürfen die Tiere die Wärmequellen nicht erreichen können, was insbesondere für Schlangen gilt. Für tagaktive Tierarten muss die Wärmelampe zusätzlich UV-B Licht abgeben, damit der Calcium- und Vitamin D3-Stoffwechsel (u.a. Knochenaufbau) problemlos funktionieren kann. Derartige Metalldampflampen sind speziell für Reptilien entwickelt worden und von verschiedenen Herstellern erhältlich. Die meisten benötigen ein Vorschaltgerät und kosten im Set mit dem Leuchtmittel um 120 €. Auch wenn nach Herstellerangaben die Lampen über 2 Jahre die erforderliche Menge an UV-B-Strahlung abgeben, haben eigene Messungen ergeben, dass dies oft bereits nach 6 Monaten nicht mehr der Fall ist. Eine „Birne“ kostet zwischen 30-50 €.

Im Terrarium sollten zudem mindestens 2, in der Anfangszeit 3 Thermometer vorhanden sein. Eines auf Bodenhöhe, eines im höchsten, für das Tier zugänglichen Bereich und eines, welches den Wärmestrahler „überwacht“. Auf diese Weise hat man die oberirdischen Minimal- und Maximalwerte im Auge. Eine regelmäßige Temperaturkontrolle ist v.a. im Sommerhalbjahr wichtig, wenn die Außentemperaturen stark ansteigen können. Gegebenenfalls muss die Wattstärke der Wärmelampe(n) während dieser Zeit reduziert werden, damit keine Überhitzung des Terrariums eintreten kann. In der Nacht sollte bei Arten aus den gemäßigten und subtropischen Breiten normalerweise die Terrarientemperatur auf Raumtemperatur fallen. Bei tropischen Tieren ist auf eine Nachtabsenkung auf minimal 20° C  zu achten.

Weitere Wärmequellen sind Heizkabel, Heizmatten und Wärmesteine. Da Reptilien merkwürdigerweise auf Wärmequellen häufig nicht adäquat reagieren und sich infolge dessen (schwere) Verbrennungen zuziehen können, müssen wir stets besondere Vorsicht walten lassen. Hinzu kommt, dass diese Wärmequellen eine unnatürliche Wärmeverbreitung haben, was den Tieren zum Verhängnis werden kann. Bei Landschildkröten kann zu starke Wärme von unten zu anormalem Panzerwachstums führen. Im natürlichen Lebensraum weicht ein Reptil bei zu viel Wärme in den Boden aus, weil es dort immer kühler als an der Oberfläche ist. Bei Heizkabeln und -matten wird es dagegen immer wärmer, je tiefer die Tiere ins Substrat eindringen. Heizkabel werden im Bodengrund des Terrariums verlegt, was zwar die Schaffung sehr individueller Wärmezonen ermöglicht, doch besteht immer die Gefahr, dass das Tier mit dem Kabel in Kontakt kommt und sich verbrennt. Bei Heizmatten, v.a. bei großen, sehr warm werdenden, besteht dasselbe Problem. Besser geeignet sind diese, wenn sie aufrecht an einer vertikalen Scheibe eingesetzt werden, um beispielsweise nachts eine Mindesttemperatur aufrecht zu erhalten. Heizsteine machen eigentlich nur bei nachtaktiven Arten (z.B. Leopardgeckos) Sinn, wenn sie per Zeitschaltuhr auf ein paar Stunden (nicht die ganze Nacht) am Abend eingestellt werden. Grundsätzlich handelt es sich bei diesen Wärmequellen um meist sehr preiswert produzierte Ware, die anfällig für Fehlfunktionen ist.

Tägliche Pflegearbeiten

Zu den Pflegearbeiten gehört auch, einen täglichen Kontrollblick auf das Terrarium zu werfen und folgende Fragen zu klären:

  • stimmt die Temperatur?
  • sehe ich mein Tier / verhält es sich normal?
  • ist der Wassernapf sauber und aufgefüllt?
  • sind Kot, Futter- oder Häutungsreste vorhanden, die entfernt werden müssen?
  • auswaschen der Futternäpfe
  • kurzes Besprühen einer Hälfte des Terrariums, eventuell Wettboxen anfeuchten, um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen

Insektenfresser (die meisten Echsen) und Wasserschildkröten können täglich oder alle 2 Tage gefüttert werden. Je nach Futtermittel sollte so viel gefüttert werden, dass es in kurzer Zeit vollständig aufgefressen wird (Pellets). Wenn man Futtermittel darbietet, die erst zerlegt werden müssen (Grünfutter, Insekten, Schildkrötenpudding) kann es weitaus länger dauern, bis das Futter verspeisst ist.   Eine definitive Aussage zur Futtermenge ist sehr schwer zu sagen. Je nach Aktivitätsperiode, Ernährungszustand usw. schwankt dies sehr. Generell kann man von ca. 2-3 Heimchen für einen Leopardgecko pro Fütterung. Schlangen bekommen aufgetaute Mäuse, Ratten, andere Nager oder auch Eintagsküken (alles einfach in Zoogeschäften und im Tierhandel sowie über das Internet zu beziehen), die in warmem Wasser aufgetaut und auf etwa 40°C (handwarm) erwärmt werden. Je nach Alter und Größe der Schlange werden sie unterschiedlich oft gefüttert: Jungschlangen bis mittelgroße Kornnatter 1x / Wo Nestjunge Mäuse, über Speckys und Springer immer größere Futtertiere. Alle 14-21 Tage ein ausgewachsener Königspython oder andere größere Schlangen, die entsprechend große Futtertiere bekommen (Ratten, Meerschweinchen). Pflanzenfresser wie Bartagamen, Grüne Leguane oder Landschildkröten werden täglich gefüttert, wobei ein Fastentag pro Woche nicht schadet. Auch bei Pflanzenfressern ist es wichtig variabel und abwechslungsreich zu füttern. Je nach Art und Individuum sind hier ganz unterschiedliche Futterpläne möglich.

Arten für den Neueinsteiger ?

Es ist immer wieder davon zu hören oder zu lesen, dass bestimmte Arten besonders für Einsteiger geeignet seien. Einerseits trifft das zu, andererseits wird dadurch eine Zweiklassengesellschaft der Terrarientiere geschaffen: Die einfachen, unterschwellig als langweilig bewerteten Tiere und die „Coolen“, mit denen man zeigen kann, dass man kein Anfänger, sondern ein Profi ist. Ein Tier ist ein Tier. Das zugeschriebene Prestige ist allein Menschen gemacht. Eine Schildkröte für 30€ ist ein gleichwertiges Lebewesen wie eine Schildkröte für 2000€. Ja, und dennoch macht es Sinn, wenn man noch keine oder wenig Erfahrung mit der Haltung von Reptilien hat, mit Arten zu beginnen, die ökologische Generalisten sind, also mit unterschiedlichen Haltungsbedingungen zurechtkommen und kleinere Haltungsfehler verzeihen. Als Beispiele dieser Gruppe sind folgende zu nennen:

  • Kornnatter oder andere Vertreter der Gattung Pantherophis
  • Königsnattern der artenreichen Gattung Lampropeltis
  • Königspython
  • Leopardgeckos
  • Bartagamen und Zwergbartagamen
  • Chinesische Dreikielschildkröte oder andere kleinbleibende Wasserschildkröten

Wissen und Erfahrungen sammeln

Die wichtigsten Dinge für einen Neueinsteiger sind: 1. möglichst viel über ein Thema - z.B. Technik, Ernährung, Informationen zu den Arten - in Erfahrung zu bringen und zu wissen. Das kann auf dem Wege des Austauschs in Internetforen geschehen (doch Vorsicht: Dort gibt es regelmäßig „Schreihälse“, die für sich beanspruchen ALLES zu wissen und dass es nur den einen richtigen Weg gibt). Dennoch, wer dort viele Beiträge liest, wird mit der Zeit merken, welche substanzvoll sind und welche nicht. Darüber hinaus ist es unbedingt empfehlenswert, ein paar gute Bücher zur Hand zu nehmen. Diese haben den Vorteil, dass die Informationen a priori vertrauenswürdig sind. Der Autor steht mit seinem Klarnamen da und so ein Buch ist manchmal über mehrere Jahrzehnte erhältlich. Weder der Autor noch der Verlag wollen sich so lange Zeit nachsagen lassen, dass sie schlechte Arbeit geleistet haben. 2. praktische Erfahrungen sammeln, d. h. Dinge - z. B. eine bestimmte Terrarieneinrichtung - auszuprobieren und aufmerksam zu beobachten, was sich daran bewährt hat und was noch nicht optimal funktioniert, sich dann selber Verbesserungen überlegen oder weitere Informationen einholen und dann Verbesserungen vornehmen. Auch erfahrene Terrarianer finden immer wieder Dinge, die noch besser gehen. Dieser Prozess des Ausprobierens muss allerdings mit Augenmaß geschehen, denn es muss stets das Wohlergehen des Tieres im Mittelpunkt stehen. Es dürfen keine Leichtsinnigkeiten oder risikovolle Experimente gemacht werden.

Erwerb von Tieren:

Internet

Das Internet ist heute eine der vielfältigsten Informationsquellen und hat was Schnelligkeit und Erreichbarkeit angeht, sicherlich unschlagbare Vorteile. Andererseits ist es auch ein Ort der Anonymität und Subjektivität. Es ist daher schwierig, eine eindeutige Empfehlung bezüglich von Internetkäufen abzugeben. In jedem Fall ist es auf diesem Weg schwieriger, die Haltungsbedingungen oder den aktuelle Gesundheitszustand des Tiere in Augenschein zu nehmen. Zum Auffinden von Händlern / Züchtern / Haltern und zur Kontaktaufnahme ist das Internet jedoch auf jeden Fall empfehlenswert.

Grundsätzlich ist es abzulehnen, Wildfänge - also in ihrem natürlichen Lebensraum gefangene Tiere - zu erwerben. Terraristik hat auch etwas mit Artenschutz zu tun, denn es sollte oberstes Ziel sein, den Bedarf an Tieren aus Gefangenschaftsvermehrungen zu befriedigen. Dadurch werden die Wildpopulationen geschützt. Außerdem leiden und sterben viele Tiere auf den zahlreichen Stationen des Transports, haben meist viele Parasiten und Erkrankungen, haben Schwierigkeiten sich an die neue Umgebung und das neue Futter zu gewöhnen - alles Probleme, die bei Nachzuchttieren nicht gegeben sind.

Gleichgültig aus welcher Quelle ein Tier stammt, es sollte immer eine Quarantäne von mindestens 4 Wochen (besser länger) eingehalten und wenigstens mehrere Kotuntersuchungen durchgeführt werden. Es ist sehr empfehlenswert, sich von einem auf Reptilien spezialisierten Tierarzt (www.agark.de) diesbezüglich beraten zu lassen.

Kaufen / nehmen Sie keine Tiere aus Mitleid oder als „Sonderangebot“. Es gibt leider immer wieder Halter, die auf diese Weise kranke Tiere „entsorgen“, bzw. sich Tierarztkosten sparen wollen und Neueinsteiger ins Hobby sind am leichtesten zu täuschen.

Private Halter

Vorteil: Persönlicher Austausch und Beratung; Einsicht in die Haltungsbedingungen; erneuter Kontakt möglich, bei Fragen und Problemen

Nachteil: Evtl. nicht in der Nähe

Gewerbliche Anbieter

Vorteil: Großes Angebot; viel Erfahrungen; „Garantieübernahme“ für Transport (wenn doch verschickt) und Gesundheit der Tiere

Nachteil: U.U. Gefahr der Einschleppung von Parasiten/Erkrankungen

Börsen

Börsen sind ein großes Sammelbecken für Anbieter unterschiedlichster Schattierung: Von absolut seriös bis wenig seriös. Es ist daher nicht möglich allgemeingültige Aussagen zu treffen. Insgesamt sollte man sehr kritisch und skeptisch sein, besonders wenn das Angebot eines Händlers sehr groß und die Preise vielleicht noch vergleichsweise niedrig sind.

Vorteil: Riesige Auswahl an Arten und Informationsquellen

Nachteil: U.U. Anonymität der Händler oder Wohnsitz im Ausland; immer wieder kranke Tiere; Herkunft der Tier z.T. unklar

Zoogeschäfte

Vorteil: Gute Beratung; einsehbare Haltungsbedingungen; wollen z.T. Fotos vom eigenen Terrarium sehen

Nachteil: Es gibt nur noch wenige Geschäfte, die Reptilien anbieten

Auffangstation / Tierheim

Vorteil: Adoption als Hilfe für Tiere in einer Notsituation; Tiere sind fachtierärztlich untersucht und klinisch gesund (wenn nicht anders angegeben); Abgabe gegen eine faire Gebühr oder Spende; je nach Art, große Auswahl

Nachteil: Meist keine Jungtiere; oft wenig Informationen zur Herkunft und vorherigen Haltung

Erwerb der Terrarien

Für den Einstieg ist es am wenigsten aufwändig - zumindest für kleinere Terrarien - auf Standardware aus Zoogeschäft, Gartencenter, Baumarkt o.ä. zurückzugreifen. Es gibt zwar auch die Option ein gebrauchtes Terrarium zu kaufen, doch besteht hier und v. a. wenn die Terrarien nicht aus Glas sind, die Gefahr der Einschleppung von Parasiten. Sollte die Wahl auf ein secondhand Glasterrarium gefallen sein, so ist es empfehlenswert, dieses mehrfach und gründlich mit Spülmittel und heißem Wasser auszuschrubben.

Je nach handwerklichem Geschick können Terrarien aus unterschiedlichen Materialien selbst gebaut werden. Hierzu wird auf die einschlägige Literatur verwiesen. Eine weitere Möglichkeit stellen professionelle Terrarienbauer dar, die Standard oder Sondermaße in den unterschiedlichsten Größen anfertigen. Sicher ist das nicht unbedingt preisgünstig, doch wer ein „billiges“ Hobby sucht, sollte von der Reptilienhaltung Abstand nehmen.

Und wenn die Verliebtheit dem Alltag weicht …

Nach all dem Gesagten noch ein realistisches Wort am Schluss: Je nach Gemüt des jeweiligen Menschen ist es durchaus möglich, ja sogar sehr wünschenswert, absolut „Feuer und Flamme“ für eine Wunschart zu sein. Ein Hobby mit Leidenschaft zu betreiben, bedeutet ja auch viele positive Gefühle und Lebensenergie aus dem Hobby zu bekommen. Was gibt es Schöneres und Befriedigenderes? Aber, ganz offen gesprochen, diese Begeisterung wird über kurz oder lang (ein wenig) nachlassen. Mit der Zeit kennen wir die Verhaltensweisen unserer „Pfleglinge“, und sind nicht mehr überrascht von ihnen. Dieser Punkt ist ganz normal - so denke ich. Ähnlich wie in einer Beziehung, wenn die Verliebtheit dem Alltag weicht. Es ist ein wichtiger Punkt, denn genau dann ist unser Verantwortungsgefühl gefragt. In einer Beziehung kann der Partner, wenn es ihm nicht mehr gefällt, gehen. Unsere Terrarientiere können das nicht. Also muss uns klar sein, dass dieser Moment kommt und wir dann trotzdem mit derselben Gewissenhaftigkeit und Zuverlässigkeit unsere Tiere versorgen. Und das ist nicht immer einfach, gehört aber genauso dazu. Wie in einer Beziehung können wir dann trotzdem neue, liebenswerte Seiten oder besondere charakterliche Eigenheiten an unseren Pfleglingen entdecken und wertschätzen. Reptilien können alt werden, Wasserschildkröten weit über 30 Jahre, viele Schlangen um 20 Jahre, ein Leopardgecko in Ausnahmefällen 40 Jahre. Auch diese Aspekte sind zu bedenken, wenn ich mich für eine gute und verantwortungsvolle Reptilienhaltung entscheide.