März 2022

Puma in der Auffangstation

Puma bei Verkehrskontrolle entdeckt und in die Auffangstation gebracht

Das Team der Auffangstation für Reptilien, München e.V., wurde gestern, den 16.03.2022,  mit einem selbst für uns sehr ungewöhnlichen Fall überrascht. Am Vormittag wurde uns nämlich von der Polizei ein ausgewachsener Puma zur ersten Unterbringung und Versorgung gebracht. Was genau war passiert?

In den Abendstunden des 15.3.2022 wurde bei einer allgemeinen Verkehrskontrolle ein Puma in einem Kleinwagen entdeckt. Eingepfercht in eine Holzkiste, wurde das Tier anscheinend über mehrere hundert Kilometer von Tschechien aus nach Deutschland transportiert. Sein genauer Bestimmungsort ist nicht ganz sicher – angeblich jedoch war die Katze für eine private Haltung in Baden-Württemberg bestimmt. Eine andere Version lautete, dass der Käufer in Belgien auf seine Lieferung warte.

Die Beamten fanden bei der Kontrolle vor Ort in einem zweitürigen Kleinwagen eine Holzkiste aus dünnen Sperrholzplatten vor. Lediglich einige Luftlöcher deuteten darauf hin, dass hier ein Tier transportiert wurde. Auf die potentielle Gefährlichkeit des Pumas deutete erst einmal nichts hin. Erst bei näherem Hinsehen konnte die Katze ausgemacht werden.

Sofort wurde der Deutsche Tierschutzbund informiert, welcher wiederum uns als Kooperationspartner um schnelle Hilfe bat. Gegen Mitternacht war dann klar – außer der Auffangstation kann und wird niemand in Bayern das Tier so schnell unterbringen und versorgen können.

Bei Ihrer Ankunft zeigte die Kätzin (laut der rudimentären Ausweispapiere handelt es sich um einen weiblichen Puma) durchweg Anzeichen höchsten Stresses: schnelle, flache Atmung, stereotypes Verhalten wie Dranglaufen, hecheln und speicheln.  Dazu kommt, dass das Tier sehr mager ist und mit lediglich 40 Kilo ca. 25-40% unter seinem normalen Körpergewicht liegt.

Für die ersten Tage wurde die Pumadame, die nun intern den Namen Penelope trägt, in einem Innengehege unseres Exotenhauses untergebracht. Hier wird sie hoffentlich etwas zur Ruhe kommen können. Eine dauerhafte Unterbringung ist hier allerdings aufgrund des akuten Platzmangels nicht möglich. Im Moment bietet sich noch keinerlei Option, das Tier bei einer anderen Organisation artgerecht unterzubringen. Wir arbeiten jedoch zusammen mit unserem Netzwerk aus NGO´s, Tierschutzorganisationen und zoologischen Einrichtungen seit vorgestern Nacht mit Hochdruck an diesem Problem.

Wir sind entsetzt über diesen neuerlichen Fall des illegalen Handels mit einem wilden Tier. Wieder zeigt sich, dass es an Kotrollen der gängigen Routen, an offiziellen Anlaufstellen sowie Auffangmöglichkeiten für Tiere eklatant fehlt. Die Reiseroute der Tiere von den sogenannten Ostblockstaaten über Deutschland bis in die Beneluxstaaten ist wahrlich keine Unbekannte – in Tierschutzkreisen spricht man inzwischen von der Achse des Bösen. Ein steter und scheinbar vollkommen ungestörter Strom an (wilden) Tieren wird in ungesicherten Autos, auf Lastpritschen und in Kisten kreuz und quer durch Europa gekarrt. Die Internetseiten, auf denen diese Tiere für viel Geld erworben werden können, sind jedermann frei zugänglich. Kontrolle von Artenschutz? Fehlanzeige. Kontrolle der Sachkunde oder der Haltung? Gibt es nicht.

Keine Polizei, kein Amt, keine Kommune und schon gar keine Landesregierung fühlt sich ultimativ zuständig für diesen skandalösen Zustand. Ein Zustand, der einmal mehr nur durch die unermüdliche und unbürokratische Zusammenarbeit von Vereinen, die in der Regel nicht staatlich gefördert werden, sondern komplett von Spendengeldern abhängig sind, ein wenig aufgefangen werden kann.

Lange kann diese Art des Wegsehens der Politik nicht mehr gutgehen. Wir erneuern unsere Forderungen nach schärferen Kontrollen, nach der Einschränkung des Handels und vor allem nach der Finanzierung professionell geführter Auffangstationen und die sogenannte Vorhaltung von Aufnahmekapazitäten für genau solche Fälle wie den jetzigen.

Der Markt für diese Tiere existiert und sorgt für unermessliches Leid bei den Tieren.

Die Auffangstation für Reptilien in München ist eine der ganz wenigen Anlaufstellen in Europa für Behörden, die mit solchen Tieren konfrontiert werden und sie unterbringen müssen. Wir sind einerseits erleichtert, dass dieser Puma nun bei uns in Sicherheit ist – und sind gleichzeitig zutiefst besorgt über die Tatsache, dass wir nicht wissen, wie es mit ihm weitergehen soll.

Die Auffangstation für Reptilien, München e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der 2001 gegründet wurde. Mit jährlich über 1.500 geretteten und weitervermittelten Tieren sind wir Deutschlands größte Auffangstation für exotische Haustiere. Die Aufklärung der Bevölkerung über die hohen Ansprüche vieler Arten ist dabei ebenso wichtig, wie die Zusammenarbeit mit den Behörden, anderen Tierhalteeinrichtungen und der Politik. Unsere speziell geschulten Tierpfleger, Tierärzte und Biologen sorgen mit ihrer wissenschaftlich fundierten Arbeitsweise für eine nachhaltige Verbesserung der Haltungsbedingungen von Reptilien und anderen Exoten in ganz Deutschland.

Wir sind dauerhaft auf Spenden angewiesen und freuen uns sehr über Unterstützung.

Bei Rückfragen, für O-Töne oder Foto- und Filmaufnahmen melden Sie sich bitte gerne bei presse@reptilienauffangstation.de, unter  +49 1578 336 7007 oder +49 177 632 6032.