keine angst vor heimischen Schlangen

Unsere brandneue Broschüre

Sobald der Frühling erwacht wächst auch die Lust auf Outdoor-Aktivitäten. Gartenarbeit, Wanderungen, Grillen oder das erste Sonnenbad im Stadtpark locken die Menschen nach draußen. Dabei kann es zu Begegnungen kommen, mit denen der Städter kaum noch rechnet: Schlangen! Nur - was ist das denn? Entlaufene Königskobras oder gar Schwarze Mambas? Lebensgefahr?

Entwarnung… man kann sie auch bei uns mitten in der Stadt, im Naherholungsgebiet oder beim Spaziergang im Botanischen Garten treffen:
Unsere heimischen Schlangen.
Leider sind diese Arten uns kaum mehr bekannt und der Gedanke an angeblichh todbringende Gefahrtiere aus den Tropen scheint uns näher zu liegen als das, was natürlicherweise bei uns lebt. Also muss die Feuerwehr oder Polizeit anrücken. Dabei ist es relativ einfach, die heimischen Arten zu erkennen. In unserem Bestimmungsschlüsel helfen wir Ihnen dabei!

Die guten Nachrichten: im gesamten Gebiet der Bundesrepublik Deutschland gibt es nur wenige Schlangenarten. Alle gelten als harmlos - sogar die wenigen "echten" Vipern die es bei uns gibt.
Bitte geraten Sie bei der Sichtung dieser heimischen „Kleinode“ nicht in Angst oder gar Panik. Erfreuen Sie sich an ihnen und daran, dass diese zum Teil stark bedrohten Tiere in unserer Heimat wieder eine Überlebenschance haben. Das Stören oder gar Töten dieser Tiere ist nach dem Deutschen Naturschutzrecht verboten – sämtliche Arten werden als bedroht eingestuft.
Bei Fragen und Problemen können Sie sich gerne an uns wenden.

Bestimmungsschlüssel für heimische Schlangenarten

Die Auffangstation für Reptilien, München e.V. hilft gerne bei der Bestimmung von aufgefunden Reptilien und Amphibien weiter. Bitte rufen Sie uns an oder schreiben Sie eine Email, in der Sie ein Bild des zu bestimmenden Tieres beifügen. Alternativ können Sie versuchen, anhand der unten angeführten Bilder und Beschreibungen eigenständig eine Artbestimmung vorzunehmen.

1.    Beinloses beschupptes Tier vorliegend:
a)    Sehr glattes, reflektierendes Schuppenkleid, stumpf wirkender Schwanz mit einer Art Stachel an der Spitze und Augenlider → Blindschleiche (Anguis fragilis)
b)    Kontinuierlich auslaufender Schwanz und keine erkennbaren Augenlider, grazile, oft schnelle schlängelnde Bewegungen → Echte Schlange (weiter bei Punkt 2)

2.    Schlange als echte Schlange identifiziert:
a)    Kleine Schuppen auf der Oberseite eines wuchtigen Kopfes, gedrungener Körper und weniger als 80 cm Körperlänge → Viper (weiter bei Punkt 3)
b)    Große Schuppen auf der Kopfoberseite vorhanden, eleganter, schlanker Körper und ggf. deutlich größer als 60-40 cm → Natter (weiter bei Punkt 4)

 

Während Vipern auf der Kopf-Oberseite sehr kleine Schuppen haben (Bild links), sind die Kopfschuppen der Nattern groß und flächig (Bild rechts).

3.    Heimische Vipern:
a)    Gedrungen wirkender Körper, rau wirkendes Schuppenkleid, oft schwarzes oder braunes dunkles Zickzackband auf der Rückenmitte, helle Schuppen am Kopf, schlitzförmige Pupille, deutlich abgesetzter Kopf, der dreieckig wirkt, Grundfarbe hellgrau bis grau (Männchen), bräunlich (Weibchen), oft rötlich, schwarzrötlich bis völlig schwarz, V-förmige bis X-förmige Zeichnung auf der Kopfoberseite; eher plumper Körperbau, häufig zusammengerollt liegend, laut zischend drohend, im Wald, auf Lichtungen und Heiden, in Mooren und im Gebirge, selten in Menschennähe, jedoch in Gärtnereien, Parks und verwilderten, halbfeuchten, sonnigen Gärten, an trockenen, bewachsenen Stellen von Gewässerufern und auf Sandbänken und Grasbüscheln, in der Regel sehr heimlich lebend und kleiner als 60-80 cm, oft bereits im zeitigen Frühjahr aktiv → Kreuzotter (Vipera berus)
b)    Gedrungen wirkender Körper, rau wirkendes Schuppenkleid, oft schwarze oder braune dunkle Barrenzeichnung auf der Rückenmitte, helle Schuppen am Kopf, schlitzförmige Pupille, deutlich abgesetzter Kopf, der dreieckig wirkt, Grundfarbe hellgrau bis grau (Männchen), bräunlich (Weibchen), oft rötlich, V-förmige Zeichnung auf der Kopfoberseite; eher mäßig plumper Körperbau, häufig zusammengerollt liegend, laut zischend drohend, in trockenen, teils licht bewaldeten und bewachsenen, sehr warmen und sonnenexponierten Gebieten, auch Parks, Weingärten, Plantagen, in Deutschland bisher nur vereinzelt im Süd-Schwarzwald → Aspisviper (Vipera aspis)

4.    Heimische Nattern:
a)    Heller, dunkel eingerahmter Fleck, oft gelb, orange, weißlich oder hellgrau an beiden Seiten des Kopfes, rau wirkendes (gekieltes) Schuppenkleid, Grundfarbe grau, anthrazit, schwärzlich, oliv bis grünlich, sehr graziöser Körperbau, Bauchseite fleckig wirkend; oft im Wasser liegend, jagend oder graziös schwimmend oder in Wassernähe, auf feuchten Wiesen in der Ufervegetation, am Gartenteich, in Parks und Gärten, an Kompost- oder Misthaufen, bis 150 cm lang, kann bei Aufregung die vorderen 20-30% des Körpers aufrichten, um eine bessere Sicht zu haben (also bitte nicht gleich an eine Kobra denken!) →  Ringelnatter (Natrix natrix)
b)    Heller, kaum abgesetzter, nur bei sehr kleinen Jungtieren (bis ca. 35 cm) dunkel eingefasster Fleck von verwaschen gelblicher bis hellgrauer oder weißlicher Farbe an den hinteren Seiten des Kopfes, glattes Schuppenkleid, Grundfarbe bräunlich bis dunkelgrau, selten oliv, sehr häufig mit weißen oder gelblichen Flecken oder zarten Bändern durchzogen, Jungtiere erinnern an glatte Ringelnattern, haben jedoch eine ausgeprägte dunkle unregelmäßige Fleckenzeichnung, schlanker, graziöser, jedoch durch die Größe bedingt beeindruckender Körperbau; in trockenen, bewachsenen, halboffenen, sehr sonnenexponierten Gebieten mit buschigem Bewuchs und Baumbestand, sowie auf felsigem bis sandigem Untergrund und auf mit Geröll durchsetzten Trockenrasen, an Hochufern, in Weinbaugebieten oder ähnlichen Landschaften mit vergleichbar warmem Klima; oft in Büschen oder Bäumen kletternd → Äskulapnatter (Zamenis longissimus / Elaphe longissima)
c)    Sehr schnelle, meist ockerfarbene bis bräunliche, oft auch graue Tiere mit dunkler Musterung aus Flecken und Bändern an Rücken und Flanken, Kopfseiten mit über die Augen ziehendem dunklen Seitenstreifen, oft figurenartige Zeichnung auf der Kopfoberseite, glatte, oft reflektierende Schuppen, Maximalgröße ca. 60 cm, selten größer, schlanker, eleganter Körperbau; in trockenen, bewachsenen, halboffenen, sehr sonnenexponierten Gebieten mit buschigem Bewuchs und Baumbestand, Waldlichtungen, offenen Waldgebieten, an Waldrändern, auf Trocken- und Magerwiesen mit Gestein und auf trockenen Heiden, selten im Randbereich von Feuchtgebieten, sofern diese sehr sonnig und warm sind, sowie auf felsigem bis sandigem Untergrund und auf mit Geröll durchsetzten Flächen, an Hochufern, in Obst- und Weinbaugebieten oder ähnlichen Landschaften mit vergleichbar warmem Klima, gerne in Totholz und Steinhaufen bzw. Legesteinmauern (wird ab und zu mit der Kreuzotter verwechselt) → Glatt- oder Schlingnatter (Coronella austriaca)
d)    Rau wirkendes (gekieltes) Schuppenkleid, Grundfarbe grau, gelbgrünlich bis ocker, oliv bis grünlich, gedrungen wirkender Körperbau, Bauchseite fleckig wirkend mit dunklen, oft unregelmäßigen Flecken- und Bänderzeichnungen, teilweise auch einfarbig, selten sehr dunkel gefärbt, dreieckig-massiv wirkender, recht flach erscheinender Kopf; oft im Wasser liegend, jagend oder anmutig schwimmend oder in Wassernähe, auf feuchten Wiesen in der Ufervegetation, am Gartenteich, in felsigen, bewachsenen Flusstälern mit Sonnenexposition, Stauseen , Hochufern u. ä., 60 bis 90, maximal 100 cm lang, kann bei Aufregung die vorderen 20-30% des Körpers aufrichten, um eine bessere Sicht zu haben (also bitte nicht gleich an eine Kobra denken!), bei Gefahr wird ein übelriechendes Drüsensekret entleert → Würfelnatter (Natrix tessellata).

Artenbeschreibungen

  • Ringelnatter (Natrix natrix)

Große Schuppen an der Kopfoberseite und runde Pupillen, rau wirkende, weil stark gekielte Schuppen an Rücken und Flanken. Häufig sehr gut zu erkennen ist der jeweils seitlich am Hals liegende hellgelbe Fleck (s. Pfeil).
Vorkommen: In Gewässernähe, teils im Wasser, gute Schwimmerin, auch an Gartenteichen, in feuchten, warmen Wiesen und Gärten, in Parks und in der Nähe von Kompost- und Misthaufen. Sie klettert gerne und gut. Erregte oder neugierige Tiere können den Vorderkörper ab und zu aufrichten. Bei Gefahr können sich die Tiere tot stellen und ein übel riechendes Drüsensekret entleeren.

Jungtiere schlüpfen im August, häufig in Komposthaufen und sind ca. 15-20 cm lang. Werden dann oft in Kellern und Lichtschächten gefunden.
Erwachsene Tiere können bis zu 150 cm lang werden.

Bild links: Bei Gefahr können sich die Tiere tot stellen,  oder sie entleeren ihren Darm mit einem  übelriechenden  Kot-Harn-Kloakensekret-Gemisch.
Bild rechts: Die Schuppen am Rücken und an den Körperseiten sind bei der Ringelnatter gekielt.

 

Bild links: „Schwarze“ Ringelnatter
Bild rechts: Unterseite dunkel mit hellen Randflecken

 

  • Glatt- oder Schlingnatter (Coronella austriaca)

Bräunlich mit dunkler oder bräunlicher Barren- oder Fleckenzeichnung und „Augenbinde“, sowie dunkler, oft dreieckiger bis herzförmiger Zeichnung auf dem hinteren.
Kaum vom Körper abgesetzten Kopf, Bauchseite meist hell grau mit feiner dunkler Musterung;
ungekielte Schuppen, große Schuppen auf der Kopfoberseite, runde Pupillen.

Vorkommen an sonnenexponierten, trockenen Hängen, auf warmen Waldlichtungen mit Gras, Gestrüpp und Steinen, auf Heiden und an Trockenmauern, Karstgebiete. Gute Kletterer, jedoch meist am Boden zu finden, sehr scheu, bei Gefahr zischt sie bedrohlich und laut. In ganz Deutschland noch relativ häufig, insbesondere in Heide- und Moorgebieten und Gebirgsregionen. Im Norden bis Nordosten der Republik eher selten, stellenweise gar nicht mehr vorkommend. Lebendgebärend.

  • Äskulapnatter (Zamenis longissimus / Elaphe longissima)

Oliv, braun, grünlich mit weißlicher, zarter Bänderung; Bauchseite meist gelblich, große dunkle Augen und ein verwaschener gelber Fleck hinter dem Kopf. Jungtiere meist von heller, ockerfarbener Grundfärbung mit dunkler Zeichnung, ähnlich der Schlingnatter, jedoch mit deutlichem gelbem Fleck hinter dem Kopf; gelbliche „Lippen“; Schwärzlinge kommen selten vor; ungekielte Schuppen, große Schuppen an der Kopfoberseite und runde Pupillen.

Die Äskulapnatter ist sehr wärmebedürftig und daher in Bayern auf wenige Standorte beschränkt. Im restlichen Deutschland ist sie nur noch vereinzelt im Rheingau und Odenwald zu finden. Sie bevorzugt mit Gestrüpp bestandene sonnenexponierte, eher trockene Hanglagen und Waldränder, Geröll und Gebüsch, wie Weinbaugebiete, Isarhochufer etc. Sie klettert viel und verbringt einen großen Teil des Tages im Gebüsch, ist sehr schnell und reizbar, droht zischend und beißt gerne zu, wenn sie sich bedroht fühlt. Eierlegend. Die größte einheimische Schlangenart mit bis zu 1,6m Länge.

 

(Fotos: © Stephan Zobel)

  • Würfelnatter (Natrix tessellata)

Stark gekielte Schuppen, eher gedrungen wirkender Körperbau; breiter, dreieckig wirkender Kopf, triste olivbräunliche Grundfärbung mit würfelartiger bis barrenartiger Zeichnung; Bauch und Kopf meist heller gefärbt. Jungtiere kontrastreicher gezeichnet. Schwärzlinge kommen vor. Schuppen der Kopfoberseite groß, Pupillen rund. Bleibt mit maximal 1m recht klein.

Die Würfelnatter benötigt sehr warme, sonnenexponierte, wassernahe Lebensräume und kommt nur noch an sehr wenigen Stellen in Bayern vor. Auch im restlichen Deutschland gibt es nur noch kleine Populationen an Lahn und Mosel. Stehende wie fließende, fischreiche, teils verkrautete, sehr saubere und kiesige Gewässer werden benötigt. Zudem kiesige, teils felsige, sehr sonnenexponierte, Wärme speichernde, naturnahe Flusstäler und lichte Auen sowie Hochufer mit trocken-warmen Arealen und lockerem Bewuchs sind notwendig.
Sehr selten geworden!

(Foto: © Stephan Zobel)

  • Kreuzotter (Vipera berus)

Stark gekielte Schuppen am plump und kurz wirkenden gesamten Körper verleihen den Tieren ein raues Aussehen.
Deutlich abgesetzter, dreieckiger Kopf; häufig ein Zick-Zack-Muster am Rücken; rötlich-schwarze und schwarze Tiere häufig (Kupfer- und Höllenottern), Weibchen meist bräunlich, Männchen kontrastreich grau mit schwarzer Zeichnung. Maximal 80 cm Körperlänge, meist deutlich darunter. Lebendgebärend.

Verschiedenste Farbvarianten möglich:

 

  • Aspisviper (Vipera aspis)

Aspisvipern bewohnen trockene und sonnige Hänge in den Mittelgebirgen und Gebirgsregionen der Alpenländer sowie der südlichen Länder Europas. In Deutschland gibt es sie nur vereinzelt im südlichen Schwarzwald. Die Aspisviper erreicht eine maximale Körperlänge von 90 cm und besitzt einen gedrungenen Körperbau mit einem deutlich abgesetzten Kopf. Die Schilder über den Augen mit senkrechten Pupillen bilden eine scharfe Kante, wodurch sie sich von der Kreuzotter unterscheiden lässt. Ihre Grundfärbung ist sehr variabel (hellgrau, graugelb, rotbraun, orange) und auch melanistische (ganz schwarze) Exemplare kommen vor. Auf dem Rücken trägt sie zwei Reihen dunkler Flecken, die zu einem Wellen- oder Zickzackband verschmolzen sein können. Es handelt sich um eine sehr scheue, rasch flüchtende Giftschlange, die jedoch, wenn sie in die Enge getrieben oder gar ergriffen wird, heftig zubeißt. Ihr Gift wirkt stärker als das der Kreuzotter, weshalb ein Giftbiss rasch einer ärztlichen Behandlung unterzogen werden muss.

  • Hornotter (Vipera ammodytes)

Die Hornotter ist in Deutschland nicht heimisch, kommt jedoch bereits in Süd-Tirol vor. Sie ähnelt der Kreuzotter oder Aspisviper, wird jedoch größer, ist wuchtiger und besitzt ein ausgeprägtes „Hörnchen“ über der Nase und eine grünliche, bläuliche oder auch rötliche Schwanzspitzenunterseite.

  •  Blindschleiche (Anguis fragilis)

Ebenfalls in Deutschland beheimatet ist die Blindschleiche, bei der es sich jedoch um keine Schlange, sondern um eine beinlose Echse handelt. Zur Unterscheidung aller Schlangen von der Blindschleiche kann das nur bei der Schleiche vorhandene, bewegliche Augenlid und die anders als bei Schlangen vorliegende Beschuppung des Bauches herangezogen werden.

Weiterführende Web-Links

Gute Internetseiten, auf denen Sie weiterführende Informationen und auch zahlreiche weitere Bilder finden, sind z.B.:

– http://www.nabu.de/tiereundpflanzen/amphibienundreptilien/reptilien/

– http://www.feldherpetologie.de/

– http://www.reptilien-brauchen-freunde.de/fraets.html

– http://www.schlangeninfos.de/schlangen/heimische.htm

– http://www.digital-nature.de/tierwelt/amphirep/reptilienstart.html

– http://www.lars-ev.de/