CARESHEET

EUROPÄISCHE SUMPFSCHILDKRÖTE

Dieses Informationsblatt ersetzt nicht die Anschaffung und aufmerksame Lektüre von Fachliteratur! Für Neueinsteiger in dieses spannende Hobby empfehlen wir mehrere Bücher, sowohl über die Tierart als auch über Gestaltung und Betrieb von Terrarien, zu lesen!

Das Wesen

Die Europäische Sumpfschildkröte hat ein sehr „freundliches“ Wesen. Die Weibchen sind untereinander sehr verträglich, auch mit anderen Arten. Bei den Männchen ist es unterschiedlich: mal vertragen sie sich untereinander, mal nicht. Die Tiere sind munter und bewegungsfreudig ohne hektisch zu sein. Sie bauen eine Beziehung zu ihrem Pfleger*in auf („endlich gibt es etwas zu essen“!) und kommen ans Ufer oder an die Scheibe des Aquaterrariums. Sie mögen es zwar nicht besonders in die Hand genommen zu werden, doch beißen sie praktisch nie und kratzen selten. Sie sind, v.a. in der Aquarienhaltung, wenig scheu, manchmal von stoischer Gelassenheit, lernen also Routineabläufe gut einzuschätzen. Sie halten sich sowohl an Land wie auch im Wasser auf, lieben Sonnenbäder.

Größe / Lebenserwartung

Die Größe ist neben Qualität und Quantität der Nahrung, der Temperatur, dem Gesundheitszustand, sowie von zahlreichen weiteren Faktoren abhängig, allen voran ihrer Herkunft, also der genetischen Ausstattung. Generell werden die Tiere der nordöstlichen Populationen größer als die der südwestlichen. So kann ein Weibchen aus Norddeutschland eine Länge von 23 cm und bis zu 1,5 kg Gewicht erreichen, während ein südfranzösisches oder italienisches Tier lediglich 12-16 cm lang wird und um 500-600 g wiegt. Da zahlreiche „Gartenteich-Emys“ eine Mischung unbekannter Herkunft sind, sind Vorhersagen also müßig. Über den Daumen gepeilt werden Weibchen zwischen 16-20 cm und Männchen etwa 12-15 cm.

Europäische Sumpfschildkröten können ein Lebensalter von etwa 20 - >60 Jahren erreichen.

Herkunft / Lebensraum

Heute ist das Verbreitungsgebiet der Europäischen Sumpfschildkröte vergleichsweise lückenhaft. Dennoch ist es sehr ausgedehnt und reicht von Norddeutschland über Spanien bis ins nördliche Marokko, weiter über die nördlichen Mittelmeeranrainer bis zum Kaspischem Meer im Osten. Die Europäische Sumpfschildkröte bevorzugt flache, stehende oder langsam fließende, sonnenexponierte Gewässer, deren Ufer sowohl sonnig als auch deckungsspendend sein müssen.

 Einzel- oder Gruppenhaltung

Wie bei vielen Schildkrötenarten, können die männlichen Exemplare der Europäischen Sumpfschildkröten untereinander unverträglich sein, zumindest unter (beengten) Aquarienverhältnissen. In einem größeren und gut strukturierten Teich mit Uferzone und geringer Besatzdichte gibt es normalerweise keine Probleme. Auch wenn diese Schildkröten keine im biologischen Sinne sozialen Lebewesen sind, profitieren sie von einer Haltung in (Klein)Gruppen, da sie hierdurch Abwechslung erfahren.

Vergesellschaftung mit anderen Arten

Eine Vergesellschaftung unterschiedlicher Arten ist möglich, sofern sie untereinander verträglich und ähnlicher Größe sind und dieselben Ansprüche an ihren Ersatzlebensraum haben. Dennoch sollte eine artungleiche Vergesellschaftung eine Ausnahme darstellen. Wir empfehlen keine Vergesellschaftung mit nordamerikanischen Schmuckschildkröten, da diese weitaus aktiver, dominanter und aggressiver sind, was zu enormen Problemen führen kann.

Terrarium: Größe & Einrichtung

Grundsätzlich sollte die Europäische Sumpfschildkröte gemäß ihrer Herkunft ganzjährig in einem Teich gehalten werden. Bei Innenraumhaltung können die Tiere sehr davon profitieren, wenn sie wenigstens wochenweise Zugang zu natürlichem, direkten Sonnenlicht haben, was sich auch auf einem Balkon oder Dachterrasse realisieren lässt.

Wird eine Innenraumhaltung angestrebt, sollte die Beckengröße für 2-3 ausgewachsene Tier mindestens 150 cm (L) x 60 cm (B) x 60 cm (H) betragen. Der Wasserstand sollte etwa 25 - 35 cm hoch sein. Ein Landteil, der der Breite des Beckens und einer Tiefe (Länge) von ungefähr 30 cm entspricht, ist ebenso fester Bestandteil, selbst dann, wenn nur Weibchen gehalten werden, weil diese auch unbefruchtete Eier legen (können). Haben sie keinen geeigneten Landteil mit sandigem Substrat, können sie eine „Legenot“ entwickeln. Dies ist tierschutzwidirg! Funktionell und platzsparend ist es, wenn die Scheibe für den Landteil diagonal eingeklebt wird, so dass diese - von der Seite gesehen - ein sich nach unten verjüngendes spitzwinkliges Dreieck bildet, welches ca. 1 - 2 cm höher als der Wasserstand ist. Auf diese Weise haben die Tiere einen Landteil, ohne dass ihnen dadurch viel Wasserfläche verloren geht. Der Landteil wird mit Spielsand gefüllt.

Die Ausgestaltung von Wasserschildkröten-Aqua-Terrarien, zumal wenn es sich um größere Tiere handelt, sollte v.a. funktional sein: größere Wurzeln und  Äste als Sichtbarrieren, damit sich die Tiere aus dem Weg gehen können, die gleichzeitig auch als Versteckplatz und/oder Überwasser-Sonnenplatz genutzt werden können. Es ist unbedingt darauf zu achten, dass keine Engstellen vorhanden sind, in denen sich die Tiere verklemmen und ertrinken könnten. Für Jungtiere müssen zahlreiche Strukturen vorhanden sein, über die sie die Wasseroberfläche erreichen können. Wasserpflanzen sollten sehr robust sein, werden jedoch regelmäßig gefressen oder mechanisch zerstört. An Land überleben Pflanzen meist auch nicht, da sie von den Schildkröten platt gelegen werden. Eine Möglichkeit, die manchmal funktioniert, sind (ungiftige) Hängepflanzen, die oberhalb des Landteils oder außerhalb des Beckens befestigt werden und ins Terrarium hineinwachsen.

Es empfiehlt sich, eine etwa 2-4 cm starke Sandschicht (z.B. Spielsand aus dem Baumarkt, vorher waschen wegen Trübstoffen) einzubringen. Auch Kies und Steine können eingebaut werden. Je nachdem wie groß der Abstand vom Landteil zur Oberkante des Aquariums ist, muss eine (belüftete) Abdeckung verwendet werden. Zur Beurteilung stelle man sich die Frage, ob es eine Schildkröte schaffen könnte herauszuklettern, wenn eine andere in einer Ecke des Landteils läge, deren Rücken sie als Ausstiegshilfe benutzen könnte.

Noch besser als eine Aquarienhaltung ist die Freilandhaltung in Teichen. Es gibt mehrere unterschiedliche Typen von Gartenteichen, die alle unterschiedliche Vor- und Nachteile haben, auf die an dieser Stelle nicht eingegangen werden kann. Wichtig ist das Vorhandensein von „Tiefwasserzonen“ (mind. 1,2 m), einer großen und besonnten Schwimmfläche, sowie ein größerer flacher Uferbereich. Der Teich sollte so angelegt werden, dass er im Tageslauf etwa 5 Std. direktes Sonnenlicht empfängt. Die tieferen Zonen bieten einen kühleren Rückzugsort im Sommer und ein frostfreies Refugium im Winter. Die Uferzone dient dem Ausstieg und dem Sonnenbaden. Zusätzlich sollten Strukturen ins Wasser ragen, auf die die Schildkröten klettern und sich sonnen können (Stämme, Bretter, Wurzeln). Das Ufer kann dicht bewachsen sein, aber auch vegetationsfreie Bereiche hat. Im Wasserkörper sollten sowohl Schwimmblatt-, als auch Unterwasserpflanzen wachsen. Es empfiehlt sich allerdings, die Wasserfläche regelmäßig zu entkrauten, damit ausreichend Schwimmraum erhalten bleibt. Der Teich muss mit geeignetem Material (möglichst glatt, blickdicht) umfriedet sein, damit keine Schildkröten entweichen können und evtl. um Katzen, Marder, Füchse fernzuhalten.

An Technik - bei der Zimmeraquarienhaltung -  sind zwei Dinge wesentlich: Licht und Filterung. Es hat sich bewährt, für eine Grundbeleuchtung mit mehreren Vollspektrum-Neonröhren zu sorgen. Spezielle LEDs sind vermutlich ebenso geeignet. Darüber hinaus müssen über dem Landteil 2 Metalldampflampen hängen, die ebenfalls helles Licht, aber zusätzlich auch Wärme und UVB-Strahlung abgeben, was lebensnotwendig für ein gesundes Wachstum der Schildkröten ist. Die Metalldampflampen benötigen ein Vorschaltgerät und werden von unterschiedlichen Herstellern für die Terraristik hergestellt. Geeignet sind z.B. 70W Strahler. Nach etwa 6 Monaten geben die „Birnen“ nur noch Licht und Wärme, aber keine UV-Strahlung mehr ab (was wir Menschen leider nicht sehen können) und müssen ausgetauscht werden. Die Anbringungshöhe muss so gewählt sein, dass die Temperatur auf Panzerhöhe der Schildkröte etwa 30 - 35°C beträgt. Über dem Wasserteil könnten ebenfalls derartige Lampen hängen, doch wird hierdurch manchmal das Wachstum von Blaualgen (Cyanobakterien) stark gefördert, was optisch nicht wirklich ansprechend ist.

Schildkröten - v.a. wenn sie groß sind - fressen viel und produzieren entsprechend große Mengen an Fäkalien. Daher ist ein leistungsstarker Filter ein Muss für eine gute Tierhaltung. Die Filterleistung sollte etwa der dreifachen Wassermenge entsprechen. Zwei Filtertypen haben sich bewährt: a) Innenfilter, b) Außenfilter. Vorteil eines Innenfilters ist, dass keine Schläuche aus dem Aquarium heraus führen und somit auch keine Überschwemmung des Wohnzimmers verursachen können. Ihr Nachteil ist, dass sie den Tieren Aquarienvolumen, also Schwimmfläche nehmen. Dennoch ist der als „Hamburger Mattenfilter“ bezeichnete Innenfilter, der im Selbstbau aus zwei Führungsschienen, einer Filtermatte und einer Kreiselpumpe bzw. einem Luftheber installiert wird (auch für weniger handwerklich begabte Menschen schaffbar), sehr geeignet. Er ist preiswert, einfach zu reinigen und jedes seiner Teile ist unkompliziert zu ersetzen. Außenfilter haben den Vorteil, dass sie im Aquarium keinen Platz wegnehmen und dementsprechend den Nachteil, dass außerhalb vom Aquarium ein Filter (rum)steht, dessen Dichtungen im schlimmsten Fall einmal undicht werden können oder sich die Schläuche lösen. Diese Filterart hat sich aber dennoch in der Aquaristik zigfach bewährt. Die Anschaffungskosten sind allerdings wesentlich höher als für einen Mattenfilter. Ein Filter ersetzt keinen Wasserwechsel, sondern stellt eine gleichbleibend gute Wasserqualität sicher.

Eine Beheizung des Wasserteil ist bei einer Wohnraumhaltung nicht notwendig. Bei einer Teichhaltung mit geringer Besatzdichte erübrigen sich technische Hilfsmittel.

Pflege- und Versorgung

Die Pflege von Sumpfschildkröten im Aquarium besteht darin, täglich zu überprüfen, ob die Technik funktioniert, die Tiere zu füttern und sie zu begutachten und je nach Besatzdichte, alle 1-2 Wochen einen Komplettwasserwechsel durchzuführen. Bei dieser Gelegenheit wird auch Mulm am Bodengrund abgesaugt. Für den Neueinsteiger den Tipp: Wasseraus- und -einlauf nicht  mit Eimern, sondern mit Schläuchen (z.B. Garten- oder Teichschläuche) durchzuführen.

Bei der Teichhaltung ist einerseits wichtig nicht zu viel zu füttern, da sich hierdurch die Wasserqualität verschlechtert, was umso mehr Relevanz hat, je kleiner der Teich ist. Und andererseits muss man den Gesundheits- und Ernährungszustand der Tiere stets im Auge haben, was bei einer Teichhaltung schwieriger als bei Aquarienhaltung ist.

Nahrung und Fütterung

Die Nahrungsaufnahme findet im Wasser statt. Die Fütterung sollte möglichst vielfältig und abwechslungsreich sein. Grundsätzlich fressen Jungtiere überwiegend tierische Nahrung, während mit zunehmendem Alter der Anteil pflanzlicher Nahrung zunimmt. Es bieten sich verschiedene Pelletfutter an, lebende oder getrocknete Mehlwürmer, Heuschrecken, Wachsmottenlarven, Heimchen, gefrostete (und aufgetaute) oder getrocknete Bachflohkrebse (Gammarus), getrocknete Süßwasserschrimps, Muscheln („Meeresfrüchte“) oder Fisch (alles problemlos über das Internet zu beziehen). Bei Letzterem v.a. Sprotten oder Heringe, die im Ganzen oder in Stücke geschnitten komplett (mit Kopf und Innereien) verfüttert werden. An pflanzlicher Nahrung kann Salat, Wildkräuter, Zucchini, Gurke, geraspelte Karotten, sowie etwas Obst angeboten werden. Die (Trocken-)Futtersorten sollten nicht alle zu einem „Müsli“ vermischt werden, da sich die Tiere dann manchmal angewöhnen, nur die „leckeren“ Bestandteile zu fressen. Bei jeder Fütterung gibt es nur eine Futtersorte. Zusätzlich sollte immer ein Schulp (Sepia) verfügbar sein, damit die Tiere ihren Kalziumbedarf decken können. Es sollte so viel gefüttert werden, wie die Schildkröten in 5 Minuten aufgefressen haben (nur Gemüse länger). Hunde und Katzenfutter schädigt auf Dauer den Organismus und sollte daher nicht gefüttert werden.

Wie zahlreiche andere - aber nicht alle - Reptilien benötigen Sumpfschildkröten die o.g. UVB-Strahlung. UVB-Licht ist essentiell für den Kalzium- und Phosphatstoffwechsel, d.h. für die Fotobiosynthese des Vitamin D3, welches u.a. eine wichtige Rolle für Aufbau und Entwicklung der Knochen spielt. Erhalten die Tiere zu wenig Kalzium und/oder UVB-Licht, werden neben zahlreichen weiteren Symptomen, der Panzer und die Knochen weich, was zu schlimmen Deformationen führen kann, die ein Leben lang bleiben.

Wer seine Schildkröten „perfekt“ ernähren möchte, kann sich im Internet zum Thema „Schildkrötenpudding“ (den man selbst herstellt) informieren und seinen Tieren einmal wöchentlich diese Delikatesse anbieten (manchmal brauchen sie etwas Zeit, um sich daran zu gewöhnen). Der größte Vorteil dieses Futters besteht darin, dass in diese aus verschiedenen pflanzlichen und tierischen Futterbestandteilen und in Gelatine gebundene Mischung auch ein Kalk-Vitaminpräparat zugefügt werden kann, welches, würde man es über das o.g. Futter streuen, stets vom Wasser abgewaschen würde.

Sumpfschildkröten ab einer Länge von 10-12 cm sollten nur noch 3x wöchentlich gefüttert werden, kleinere 5x/Wo.

Ruhezeit

Die Einhaltung biologischer Ruhezeiten ist ein wesentlicher Bestandteil guter Tierhaltung und zwingende Bedingung zum langfristigen Wohlergehen dieser Art. Sollten Sie diese Ruhezeit nicht gewährleisten können oder wollen, raten wir von der Anschaffung dieser Tierart ab.

Sumpfschildkröten sollte jedes Jahr eine Ruhephase gegeben werden, um langfristig ihre Gesundheit und Vitalität zu erhalten. Dies ist für sie ein natürlicher Prozess. Darüber hinaus ist eine solche Ruheperiode Vorbedingung für eine erfolgreiche Fortpflanzung im Frühjahr. Hierzu werden die Tiere für 2-3 Monate an einen kühlen Ort (z.B. Keller, Schuppen, Balkon) gestellt. Das kann beispielsweise in Kunststoffwannen oder Aquarien geschehen (ggf. abdecken). Es hat sich bewährt, pro Tier eine Hand voll Buchen- oder Eichenlaub ins Wasser zu geben, um das Wachstum von schadhaften Bakterien zu verhindern. Die Wasser-Überwinterungstemperatur sollte im Bereich von 5-8°C liegen. Ein bewährtes Vorgehen ist es, die Tiere (bei Innenhaltung) im Spätsommer/Frühherbst nach draußen zu bringen. Dort nehmen Tageslänge und Temperatur ganz natürlich kontinuierlich ab und die Schildkröten fahren ihren Stoffwechsel herunter und treten in eine Ruhephase ein (was nicht Bewegungslosigkeit bedeuten muss). In der Regel (je nach Region und Jahr) fallen die Nachttemperaturen bis Mitte Dezember nicht bzw. nicht anhaltend unter 8-10°C. Wenn es dann kälter wird, werden die Tiere innerhalb einer Woche an wärmere Temperaturen gewöhnt und wieder in die Wohnung geholt. Für sie beginnt das Frühjahr dann im Dezember und dennoch haben sie eine etwa zwei monatige Ruhephase durchlaufen. Sollte ein Tier nicht im Wasser überwintern wollen - was vorkommt - kann es in einer Kiste mit Eichen- oder Buchenlaub und 5 cm Wasserstand überwintert werden. Alternativ ist auch eine Überwinterung im Kühlschrank möglich.

Werden die Tiere im Gartenteich gehalten, können sie dort überwintern, sofern der Teich ein Wasservolumen von mindestens 1000 l und eine Tiefstelle von 120 cm hat. Im Herbst sollte u.U. die Schlammschicht im Teich größtenteils entfernt werden, um sauerstoffzehrende Prozesse unter der Eisschicht zu reduzieren.

Häufige Erkrankungen und Parasiten

Alle Wasserschildkröten aus der Auffangstation sind fachtierärztlich untersucht und, wenn nötig, behandelt worden. Sie haben eine Quarantäne durchlaufen und sind auf Parasiten getestet. Mit anderen Worten: alle Wasserschildkröten aus der Auffangstation sind klinisch gesund. Sollten dennoch irgendwelche Verhaltensauffälligkeiten bemerkt werden, kontaktieren Sie uns bitte.

An gesundheitlichen Risiken ist beispielsweise die Übertragung von Salmonellen möglich, die bei Reptilien zur natürlichen Darmflora gehören. Normalerweise werden hierdurch beim Menschen lediglich kurzzeitig anhaltende Brechdurchfälle verursacht. In seltenen Fällen kann es schwere Krankheitsverläufe geben. Dies betrifft v.a. Kinder unter 5 Jahren, ältere oder immungeschwächte Menschen. Daher empfehlen wir gewissenhafte Händehygiene durch Händewaschen oder Verwendung eines geeigneten Desinfektionsmittels.

Vermehrung

Von einer Vermehrung der Sumpfschildkröte raten wir ab, da der Markt übersättigt und eine Abgabe der Tiere in verantwortungsvolle Hände äußerst schwierig ist. Es ist verboten, Nachzuchttiere - gleichgültig ob Jung- oder Alttiere - in die Natur zu entlassen. Der Sinn dahinter ist einerseits bestehende natürliche Populationen genetisch nicht zu verfälschen und das Risiko auszuschließen, Krankheiten in den Bestand einzuschleppen. Die Europäische Sumpfschildkröte hat ein riesiges Verbreitungsgebiet und entsprechend vielfältige - äußerlich nicht sichtbare - genetische Veränderungen und Anpassungen vollzogen, die im natürlichen Lebensraum von Vorteil, in einem anderen Lebensraum jedoch von Nachteil sein können. Verbreiten sich diese Veränderungen in der neuen Population, könnte diese im schlechtesten Fall und langfristig gesehen, aussterben. Auch Krankheiten bzw. deren Erreger müssen keineswegs äußerlich sichtbar sein. Gerade in der heutigen Zeit, in der Reptilien als Heimtiere boomen, die Leute oft viel zu viele Tiere und Arten unter schlechten Haltungsbedingungen und einer hohen Bestandsfluktuation haben und die Nachzuchten über Börsen oder das Internet verbreitet werden, ist das Risiko der Einschleppung von Pathogenen (Krankheitserregern) hoch. Auch dies kann schlimmstenfalls zum Niedergang einer Population führen.

Sonstiges

Europäische Sumpfschildkröte ist nach FFH und BNG streng geschützt und daher meldepflichtig. Der Sinn dieser Vorschrift besteht darin, lückenlos sicherzustellen, dass die Tiere aus legalen Nachzuchten stammen. Das bedeutet, dass jedes Tier gemeinsam mit einem sog. Herkunftsnachweis erworben werden muss, den der Vorbesitzer oder Vermehrer ausstellt. Diesen Nachweis schicken Sie an die Untere Naturschutzbehörde, um Ihr Tier ordnungsgemäß zu melden. Den Herkunftsnachweis bekommen Sie wieder zurück. Sollten Sie ihre Sumpfschildkröte irgendwann einmal verkaufen oder Verschenken, verbleibt der Herkunftsnachweis beim Tier und bei der Behörde müssen Sie die Veränderung melden. Dasselbe gilt, wenn die Schildkröte gestorben ist.

Es gibt bestrebungen die unterschiedlichen genetischen Subtypen zu bestimmen und dahingehend Ex Situ Artenschutzprojekte zu betreiben, die die „heimische“ Art erhalten soll.

Die attraktive Panzerzeichnung ist v.a. in jüngeren Tieren zu sehen und dunkelt mit zunehmendem Alter nach.