CARESHEET

KORNNATTER

Dieses Informationsblatt ersetzt nicht die Anschaffung und aufmerksame Lektüre von Fachliteratur. Für Neueinsteiger in dieses spannende Hobby empfehlen wir mehrere Bücher sowohl über die Tierart als auch über Gestaltung und Betrieb von Terrarien zu lesen.

Das Wesen

Die Kornnatter (Pantherophis guttatus) ist eine dämmerungs- und nachtaktive Schlange, die sich aber mitunter auch tagsüber zeigt. Gut eingewöhnte Tiere sind neugierig, mäßig schreckhaft und freundlich von ihrem Gemüt. Sie beißt selten und wenn, richten ihre zwar sehr zahlreichen und sehr spitzen, aber nur kleinen Zähne außer ein paar Tropfen Blut keinen größeren Schaden an.

Größe & Lebenserwartung

Gesamtlänge meist zwischen 80 und 120 cm, selten 180 cm. Männchen werden größer als Weibchen. Sie kann ein Lebensalter von etwa 20 Jahren erreichen.

Herkunft & Lebensraum

Die Kornnatter hat ein großes Verbreitungsgebiet in den südöstlichen USA und ist dort fast überall recht häufig anzutreffen. Sie besiedelt die unterschiedlichsten Lebensräume: Entlang von kleineren bis mittleren Wasserläufen, in steinig-hügeligem Waldgelände, in Trockentälern, in lichten Pinienwäldern, Nadel- und Mischwäldern, auf Wiesen, in Gras- und Buschlandschaften, in der Nähe von landwirtschaftlichen Nutzflächen, Scheunen, Lagern, Gewächshäusern.

Die Kornnatter kann hervorragend klettern und ist auch regelmäßig auf Bäumen anzutreffen, doch verbringt sie für gewöhnlich die meiste Zeit im oder am Boden in einer großen Vielfalt von Verstecken, wie Blockschuttfluren, Gesteinsspalten, Legesteinmauern, in hohlen Bäumen, zwischen Wurzeln, in Spalten, Löchern und Höhlungen aller Art. Sie führt ein zurückgezogenes Leben, zeigt sich selten im natürlichen Lebensraum. Im Terrarium sind viele Kornnattern allerdings wenig scheu, werden mitunter recht neugierig und zeigen sich oft.

Einzel- oder Gruppenhaltung?

Kornnattern sind zwar keine im biologischen Sinn als sozial zu bezeichnenden Reptilien, dennoch können sie von einer Gemeinschaftshaltung profitieren, da sie dadurch eine „reiz-vollere“ Umwelt in ihrem Terrarium haben. Die Tiere sollten von ähnlicher Größe und von gleichem Geschlecht sein. Im Gegensatz zu dem meisten Echsen und vielen Schildkröten, können bei Kornnattern auch zwei oder mehrere männliche Tiere gemeinsam gehalten werden. Eventuell bedarf es einer Trennung während der Paarungszeit im Frühjahr. Ebenso ist es ratsam die Tiere bei der Fütterung zu trennen, da sie sehr gierig sind und sich gegenseitig beißen können. Gemischt geschlechtliche Haltung siehe weiter unten bei Vermehrung.

Vergesellschaftung mit anderen Arten

Eine Vergesellschaftung mit anderen, vorzugsweise näher verwandten, Arten kann gut funktionieren. Auch hier gilt, dass die Tiere ähnlicher Größe und gleichen Geschlechts sein müssen, um ein friedliches Miteinander zu gewährleisten und Art- oder Gattungshybriden unter allen Umständen zu verhindern. Oft besteht der Wunsch einen Königspython mit einer Kornnatter zu vergesellschaften. Dies ist aufgrund der unterschiedlichen Ansprüche an die Haltung nicht möglich!

Terrarium: Größe & Einrichtung

Als angemessene Größe für ein bis zwei erwachsene Kornnattern empfehlen wir Terrarien mit den Maßen von ca. 150 x 60 x 180 cm (LBH). Die Höhe ist wichtig, weil die Tiere gerne klettern. Sie halten sich sowohl auf dem Boden, als im Geäst auf.

An Materialien eignen sich Glas, Holz und Kunststoff -Terrarien. Jedes Material hat seine Vor und Nachteile. Die Rück- und Seitenwände können zusätzlich mit künstlichen Steinen, Felsspalten, Korkrinde ö. Ä. ausgestaltet werden, um den Aktionsraum der Tiere zu vergrößern. Die Haltung in einem Racksystem (Kunststoffschubladen in einem Regal) lehnen wir aus Tierschutzgründen grundsätzlich ab.

Da die Kornnatter gerne gräbt und in unterirdischen Verstecken Zuflucht sucht, sollte die Substratschicht eine Höhe von 10-15 cm aufweisen. Als Bodensubstrat ist beispielsweise ein Gemisch aus 2/3 Erde und 1/3 Sand geeignet. Wird Rindenmulch verwendet, muss bei der Fütterung darauf geachtet werden, dass die Tiere nichts davon mitfressen. Wir empfehlen aber sowieso die Schlangen außerhalb des Terrariums in separaten Futterboxen zu füttern. Katzen- oder Kleintierstreu und andere künstliche Substrate sind ungeeignet, da ebenfalls die Gefahr des Verschluckens besteht. Oft sind sie auch sehr staubig und können schlecht Feuchtigkeit halten.

Es sollten mehrere Versteckplätze am Boden und in der Höhe angeboten werden, die jeweils unterschiedliche Temperaturen und Feuchtigkeit aufweisen. Geeignet dafür sind beispielsweise flache Steinplatten, größere Tontöpfe oder Schalen (mit seitl. Einschlupföffnung) oder Korkröhren mittlerer Größe, die im, auf und über dem Boden horizontal oder vertikal angeordnet sein können. Weiterhin mehrere Kletteräste unterschiedlicher Dicke, die aus dem Wald, Park oder Terraristikhandel beschafft werden können. Eine Bepflanzung erhöht den Schauwert und verbessert das Klima. Die Pflanzen sollten allerdings robust sein und in Töpfen verbleiben (Standfestigkeit, Feuchtigkeitsspeicherung). Sie können auch immer mal wieder erneuert werden. Schlangen erkunden ihre Umgebung mit der Zunge. Ein neuer „Geruchsreiz“ beschäftigt die Tiere oft stundenlang. Sehr empfehlenswert ist die Verwendung von Wetboxen (geschlossene Kunststoffboxen jeglicher Art mit Einschlupfloch und zu ¾ mit feuchtem Substrat wie Moos, Kokoshumus oder Erde gefüllt), in die sich die Tiere zurückziehen können (pro Tier 1 Box) und damit gleichzeitig ihr natürliches Bedürfnis nach einem leicht feuchten (niemals nassem) Rückzugsort befriedigen (wöchentlich Feuchtigkeit kontrollieren, und wenn nötig, nachbefeuchten). Ein Wasserbecken, in das die Schlange(n) vollständig hinein passt, gehört zur Grundausstattung ebenso dazu.

An technischer Einrichtung wird eine Grundbeleuchtung aus Vollspektrum-Neonröhren, sowie für die o.g. Terrariengröße etwa 2-3 Halogenspots benötigt. Ob Kornnattern zum Wohlbefinden UV Licht benötigen wird weiter diskutiert. Wir empfehlen zur optimalen Haltung einen Metalldampf-Strahler mit je 70W Leistung optional einzubauen. Diese geben nicht nur ein helles Licht und Wärme, sondern auch UVB-Strahlung ab. Da diese Strahler sehr heiß werden, sollten sie so angebracht sein, dass sie von den Tieren nicht erreicht werden können. Erstaunlicherweise wickeln sich manche Schlangen um die Schutzschirme und können sich dabei Verbrennungen zuziehen. LEDs haben zwar zahlreiche Vorteile, geben aber nur ein sehr eingeschränktes Lichtspektrum wieder, weshalb sie als Grundbeleuchtung wenig geeignet sind. Wobei die technische Entwicklung immer weiter geht und manche LED Strips, die extra für Reptilien entwickelt wurden, sehr gut von den Tieren angenommen werden. Die Wärmestrahler sollten einen Ast, einen Stein, eine Korkröhre oder Rinde anleuchten, auf dem die Tiere ihr Sonnenbad nehmen können. VOR dem Einsetzen der Tiere muss sichergestellt sein, dass diese Wärmeplätze nicht zu heiß oder kalt sind. Die Temperatur wird durch die Anbringungshöhe der Lampe bzw. des Sonnenplatzes „eingestellt“, d.h. je größer der Abstand, desto weniger Wärme erreicht das Tier (und umgekehrt). Thermometer sollten sich also sowohl an den Wärmeinseln (ca. 30°C), als auch eines in Bodennähe und eines in der Nähe des höchst erreichbaren Kletterplatzes befinden. Die Grundtemperatur im Terrarium sollte zwischen 24 und 28°C liegen und in der Nacht auf Zimmertemperatur abkühlen.

ACHTUNG: Obwohl Schlangen keine Beine haben, sind sie diejenigen Reptilien, die am häufigsten aus ihren Terrarien „verschwinden“. Ihnen reichen die kleinsten Öffnungen, Ritzen oder Ansatzpunkte, um die Scheiben aufzuschieben, einen Deckel anzuheben, eine Öffnung zu vergrößern, oder sich hindurchzuzwängen. Diesen Drang haben zwar nicht alle Tiere, dennoch empfehlen wir die Türen (Schiebescheiben) mit einem Draht, einem Terrarienschloss oder einer Kindersicherung zusätzlich zu sichern. Bei sehr kleinen Tieren muss auch der Spalt zwischen den Scheiben abgedichtet werden!

Pflege- und Versorgung

Es sind täglich das Wassergefäß zu reinigen und mit frischem Wasser aufzufüllen, wenn nötig, Kot und Häutungsreste zu entfernen, die Temperatur im Terrarium und der Zustand der Schlange zu überprüfen. Etwa jeden zweiten Tag kann man das Terrarium mit lauwarmem Wasser kurz besprühen, was die Luftfeuchtigkeit für etwa 2 Std. erhöht. Auch der Bodengrund darf dabei ein wenig feucht (keinesfalls nass) werden. Bitte nicht die Tiere ansprühen. Schlangen lecken nach dem Sprühen häufig Tropfen von Blättern und anderen Gegenständen. Das Bodensubstrat sollte sowohl ganz trockene als auch feuchte Bereiche aufweisen. Viele Kornnattern werden zu trocken gehalten.

Nahrung und Fütterung

Kornnattern fressen in der Natur als Jungtiere v.a. kleine Echsen und Frösche und als Erwachsene Nagetiere, Küken, gelegentlich Vogeleier und nur sehr selten kleine Vögel. Im Terrarium sollten sie abwechslungsreich mit Mäusen, kleinen Ratten, Gerbils, Hamstern und Eintagsküken gefüttert werden. Jungtiere erhalten nestjunge Mäuse. All diese Futterarten sind problemlos gefroren über das Internet, oder in Tiernahrungsabteilungen von Baumärken und Zoogeschäften zu beziehen. Wichtig ist, die Futtertiere in warmem Wasser aufzutauen auf etwa 40°C (handwarm) anzuwärmen, bevor sie der Schlange angeboten werden. Manche Schlangen mögen keine nassen Futtertiere. Andere stört dies nicht.

Hat man mehrere Schlangen in einem Terrarium, müssen sie BEVOR man mit dem aufgetauten Futter den Raum betritt (sie können ihre Nahrung unglaublich schnell riechen), vereinzelt werden, d.h. die Tiere werden jeweils in eine geräumige, verschließbare Kunststoffbox gesetzt und erst dann darin gefüttert. Der Sinn dieser Maßnahme besteht zum einen darin zu verhindern, dass sich die Schlangen aus Gier am selben Beutestück verbeißen und im schlimmsten Fall, die eine Schlange die andere gleich mit der Maus mitfrisst. Zum anderen wird das Öffnen des Terrariums dann nicht mit der Gabe des Futters verknüpft. Die Schlangen sind im Terrarium dann ruhiger und kommen erst in ihrer gewohnten Futterbox in Fresslust. Nimmt eine Schlange die Nahrung nicht gleich an, können Schlange und Maus bis zum nächsten Morgen in der Box verbleiben. Meist wird das Futtertier auch von schlechten Essern auf diese Weise angenommen. Da Kornnattern dämmerungs- und nachtaktiv sind, fressen manche Tiere besser, wenn sie abends gefüttert werden. Hat eine Natter milchig-trübe Augen und frisst nicht, liegt das an der bevorstehenden Häutung. Während dieser Phase nehmen die meisten Schlangen keine Nahrung an. Ein paar Tage später frisst sie wieder.

Es ist empfehlenswert, die Futtertiere mit einer längeren, stumpfen Pinzette zu fassen und der Schlange anzubieten, da diese extrem schnell zupacken kann. Die Spitze der Pinzette sollte unbedingt weg vom Maul der Schlange weisen, damit sich das Tier beim schnellen Zustoßen nicht verletzt. Eine Pinzette hat auch den Vorteil, dass dadurch die Hand nicht nach Maus riecht, denn die Fütterung ist die Situation mit der höchsten Wahrscheinlichkeit von einer Kornnatter gebissen zu werden. Sollte sie zubeißen und nicht gleich wieder loslassen, bleibt man ruhig (es tut nicht sehr weh) und zieht vorsichtig den Oberkiefer entgegen der Bissrichtung (vom Kopf der Schlange weg) zurück und desinfiziert anschließend die kleine Wunde an der Hand.

Gefüttert wird je nach Größe der Schlange ca. wöchentlich bei ganz jungen Nattern, 1x wöchentlich bei mittelgroßen, alle 10 Tage bei größeren Tieren oder alle 2 Wochen bei Nattern, die über 1,20 m lang sind und einen Durchmesser von etwa 4 cm haben, jeweils mit 1-3 Futtertieren. Oft werden Schlangen zu viel gefüttert, wachsen dann zu schnell, oder werden „Fettleibig“. Dies sieht man den Tieren oft nicht an, da das Fett im Körper gespeichert wird. Eine ernährungsbedingte Erkrankung ist das Lipom. Gerade sehr stark gefütterte Kornnattern können Lipome in Höhe der Kloake entwickeln.

Ruhezeit

Die Einhaltung biologischer Ruhezeiten ist ein wesentlicher Bestandteil guter Tierhaltung und zwingende Bedingung zum langfristigen Wohlergehen dieser Art.

Kornnattern kommen aus Klimaregionen, die zumeist etwas wärmer als unser mitteleuropäisches Klima sind. Dennoch durchlaufen sie an den meisten Orten - außer im südlichen Florida - eine winterliche Ruhezeit. Da eine geografische Zuordnung unserer Tiere aufgrund der bunten Durchmischung aller möglichen Farb- und Herkunftsformen nicht mehr möglich ist, werden Überwinterungsbedingungen empfohlen, die für Tiere aller Regionen verträglich sind. Für etwa 6-12 Wochen sollten Kornnattern bei Temperaturen von 7-10°C „überwintern“ werden (für den genauen Ablauf → siehe Fachliteratur).

Häufige Erkrankungen und Parasiten

Alle Kornnattern aus der Auffangstation sind fachtierärztlich untersucht und, wenn nötig, behandelt worden. Sie haben eine Quarantäne durchlaufen und sind auf Parasiten getestet. Ebenso vermitteln wir nur klinisch gesunde Tiere. Sollten dennoch irgendwelche Verhaltensauffälligkeiten bemerkt werden, kontaktieren Sie uns bitte.

Vermehrung

Von einer Vermehrung dieser Art raten wir ausdrücklich ab, da der Markt übersättigt ist und eine Abgabe der Tiere in verantwortungsvolle Hände äußerst schwierig ist. Sollte ein Gelege abgelegt werden, kann dies eingefroren und im Biomüll entsorgt werden.

Sonstiges

Kornnattern unterliegen in Deutschland keinen Schutzvorschriften oder Haltungseinschränkungen. Wir lehnen es ausdrücklich ab, Wildfangtiere zu erwerben, da diese in der Regel stark von Parasiten befallen, durch die zahlreichen Stationen zwischen Fang und Ankunft im Terrarium in schlechtem Allgemeinzustand sind, sich häufig nicht gut an die Terrarienbedingungen gewöhnen und eine Naturentnahme aus Artenschutzgründen abzulehnen ist. Ebenso sind „Designer Morphen“ abzulehnen, wie Scaleless Schlangen, die keine Schuppen mehr haben.

Reptilien sind keine Kuscheltiere, dennoch kann eine Kornnatter davon profitieren regelmäßig angefasst und in die Hand genommen zu werden, wenn sie dort ruhig bleibt und sich neugierig-erkundend bewegt. Sie hat auf diese Weise Abwechslung und baut Angst vor Nähe und Berührung mit dem Pfleger ab. Sollte sie jedoch Anzeichen von Unwohlsein zeigen (Unruhe, Fluchtversuche, Zischen), ist sie mit ruhigen Bewegungen wieder in ihr Terrarium zu setzen.