CARESHEET

ZWERGBARTAGAME

Dieses Informationsblatt ersetzt nicht die Anschaffung und aufmerksame Lektüre von Fachliteratur. Für Neueinsteiger in dieses spannende Hobby empfehlen wir mehrere Bücher sowohl über die Tierart als auch über Gestaltung und Betrieb von Terrarien zu lesen.

Das Wesen

Zwergbartagamen (Pogona henrylawsoni) werden in Europa seit Anfang der 1980er-Jahre gehalten. Gesunde, gut gehaltene Tiere zeigen zumeist ein ruhiges Wesen, sind neugierig, wenig scheu, haben oftmals eine individuelle Persönlichkeit und können sehr zutraulich sein. Bartagamen haben ein hervorragendes Sehvermögen, auch über weite Distanzen. Sie sind aufmerksame Beobachter und nehmen hierfür gerne erhöhte Positionen ein. Zutrauliche Zwergbartagamen lassen sich problemlos anfassen. Schließen sie hierbei die Augen, ist das allerdings - anders als bei Hund oder Katze - Ausdruck eines Unwohlbefindens, eine Ablehnungsgeste. Sie sind keine Streicheltiere, aber viele von ihnen mögen die Nähe zu (ihrem) Menschen.

Größe & Lebenserwartung

Gesamtlänge um 30 cm, wobei der Schwanz geringfügig länger als die Kopf-Rumpflänge (11-14 cm) ist. Sie ist der kleinste Vertreter aus der Gruppe der Bartagamen. Die Männchen sind etwas kleiner als die Weibchen. Lebenserwartung etwa 10-12 Jahre.

Herkunft / Lebensraum

Die Zwergbartagame kommt im nordöstlichen Australien vor. Diese Region liegt unter Einfluss einer ausgeprägten Regenzeit im Südsommer (Januar und Februar). Die Landschaft ist savannenartig auf fruchtbaren Schwarzerdeböden mit offenen Strauchbeständen und Unterwuchs aus Gräsern, Zwergsträuchern und krautigen Pflanzen.

Einzel- oder Gruppenhaltung

Aufgrund ihrer geringen Körpergröße und ihres relativ friedfertigen Wesens, können Zwergbartagamen auch in Kleingruppen aus 1 Männchen und 1-3 Weibchen oder einer kleinen Weibchengruppe gehalten werden und dies umso besser, je größer und strukturierter das Terrarium ist. Auch eine Einzelhaltung ist möglich. Werden ein oder mehrere Weibchen gehalten, können diese unbefruchtete Eier legen. Seltene Fälle von Legenot können bei reiner Weibchenhaltung vorkommen.

Im Fall einer geplanten Vermehrung müssen mehrere Aufzuchtterrarien bereitstehen und der Halter sollte über ein umfangreiches Wissen über die Aufzuchtbedingungen verfügen. Die Gelege umfassen 8-22 Eier und es können 1 bis maximal 5 Gelege pro Jahr und Weibchen produziert werden. Die Jungtiere sollten einzeln oder zu zweit in geräumigen Aufzuchtterrarien gehalten werden, da mitunter schwere Bissverletzungen keine Seltenheit sind. Der Verkauf der Nachzuchttiere kann schwierig sein, weshalb nur so viele Eier ausgebrütet werden sollten, wie Nachfrage an Jungtieren besteht.

Vergesellschaftung mit anderen Arten

Eine Vergesellschaftung mit anderen Arten ist eigentlich nur dann sinnvoll, wenn man eine einzelne Zwergbartagame hält. Es kann funktionieren oder auch nicht. Hier ist es sinnvoll sich bei erfahrenen Haltern, über Liebhabervereinigungen oder (unter Vorbehalt) in Internetforen darüber zu informieren. Grundsätzlich sollte die andere Art dieselben Lebensraumansprüche haben und für beide müssen eigene geeignete Sonnen- und Versteckplätze zur Verfügung stehen. Eine genaue Beobachtung ist in den ersten Wochen von großer Bedeutung. Drei Dinge sind hierbei wichtig: sind beide Arten während ihrer Aktivitätsperiode auch aktiv? Fressen beide Arten gut? Kommt es zu Übergriffen zwischen ihnen?

Terrarium: Größe & Einrichtung

Für eine Gruppe aus 1,2 (1 Männchen und 2 Weibchen) Zwergbartagamen sollte das Terrarium mindestens 120 x 60 x 60 cm (LTH) messen. Es können auch größere und höhere Terrarien verwendet werden, da Bartagamen sehr gerne und gut klettern. Es können Glas-, Holz-Glas- oder Kunststoff-Glas-Terrarien verwendet werden. Das Internet oder der Fachhandel bieten Standard- oder Sondermaße an. Umgebaute Aquarien sind nicht geeignet, da der Zugang nur von oben möglich ist, was die Tiere oft ängstigt, die Belüftung schlechter ist und die Installation der Beleuchtung bei gleichzeitiger Zugänglichkeit des Terrariums schwierig zu realisieren ist.

Sehr empfehlenswert ist die Ausgestaltung der Rück- und Seitenwände, um den Aktionsraum der Tiere zu vergrößern und zusätzliche erhöhte Sitzplätze zu schaffen. Ebenso dient die Rückwand als Sichtschutz und Isolation in Glasterrarien. Auch ist eine Haltung im gut abgesicherte Freilandterrarium während der warmen Sommertage möglich und tut den Tieren sehr gut.

Als Bodengrund eignet sich beispielsweise Spielsand mit einer Beigabe von Lehmpulver (im Verhältnis 1-2:1) oder eine Sand-Gartenerde-Mischung in einer etwa 10 cm hohen Schicht. Holzeinstreu, „Schlangeneinsteu“ oder Rindenmulch sind ungeeignet, da bei der Nahrungsaufnahme Partikel verschluckt werden können, die zu einem Darmverschluss führen könnten. Reiner Sand ist ebenfalls ungeeignet, da Bartagamen Substrate meiden, in denen sie einsinken und sie nicht graben können.

Es sollten mehrere Rückzugsmöglichkeiten angeboten werden. Diese können Fertighöhlen, Blumenschalen aus Ton, Korkröhren, Rindenstücke oder Steinaufbauten sein. Letztere müssen u.U. verklebt werden, damit sie durch Untergraben oder kräftige Bewegungen nicht zusammenfallen können. Generell sollten die Höhlen eng sein, so dass sich die Tiere mit dem Rücken an die Höhlendecke schmiegen können. Weiterhin dürfen in einem Zwergbartagamenterrarium ein paar Kletteräste unterschiedlicher Dicke nicht fehlen. Es können Äste aus dem Garten oder Wald oder auch Korkäste aus dem Terraristikhandel verwendet werden. Ein Wassernapf, der so groß ist, dass die „Zwerge“ darin auch baden könnte, gehört ebenso zur Grundausstattung. Hier eignen sich Gefäße, die flach sind. Was die Badefreudigkeit angeht, verhalten sich die Tiere sehr individuell.

Von zentraler Bedeutung bei der Haltung von Bartagamen sind sehr hohe Helligkeitswerte und lokal hohe Temperaturen. Die Tiere zeigen im Tageslauf unterschiedliche Temperaturpräferenzen und wechseln ihren Aufenthaltsort zwischen wärmeren und kühleren Bereichen. Ihre bevorzugte Körpertemperatur beträgt um 35-39°C. Bartagamen zeigen morgens zumeist eine dunklere Färbung und ein erhöhtes Wärmebedürfnis, da sie während der Nacht abgekühlt sind. Zu dunkel gehaltene Bartagamen werden inaktiv, können die Nahrung verweigern und werden anfällig für Erkrankungen.

Die Temperatur am Sonnenplatz (und nur dort) sollte 40°C und die Lufttemperatur im Terrarium 27-30°C betragen. Darüber hinaus müssen auch kühlere und wenigstens ein etwas feuchter Rückzugsort zur Verfügung stehen. Diese unterschiedlichen Temperaturzonen sind in großen Terrarien leichter zu realisieren als in kleineren. Bartagamen benötigen außerdem für ihr Wohlbefinden auch eine UV-A und UV-B Bestrahlung. Dies wird mittels spezieller Metalldampf-Strahler befriedigt, die Wärme und UV-Strahlung abgeben. Diese Strahler gibt es in verschiedenen Wattstärken. Sie benötigen ein Vorschaltgerät und werden von verschiedenen Firmen speziell für die Reptilienhaltung angeboten. Achtung: während der heißen Sommerzeit muss die Wattstärke der Wärmestrahler reduziert werden, um eine Überhitzung des Terrariums auszuschließen. Neben dieser speziellen UV- und Wärmestrahlung benötigen die Tiere zusätzlich eine sehr helle Grundbeleuchtung, die mit mehreren Vollspektrum-Neonröhren oder speziellen LED Strips hergestellt werden kann. Die tägliche Beleuchtungsdauer sollte 12-14 Std. betragen. Nachts kann die Temperatur auf Zimmertemperatur fallen.

Pflege- und Versorgung

Täglich sollte die Wasserschale gereinigt und frisch aufgefüllt, ebenso wie Kot und Urin entfernt werden. Gegebenenfalls sind die verkoteten Einrichtungsgegenstände zu reinigen. Pflanzliche Nahrung darf - solange sie nicht schimmelt oder anderweitig verdorben ist - ruhig ein paar Tage lang im Terrarium verbleiben. Manche Bartagamen fressen auch gerne trockene Blätter und Blüten. Das Terrarium sollte 3-4x/Wo leicht besprüht werden, damit die Agame die Möglichkeit zur Wasseraufnahme bekommt - v.a. wenn sie nicht aus der Wasserschale trinkt, was vorkommt. Die Tiere können auch vorsichtig angesprüht werden, sie trinkend dann das herabrinnende Wasser. Manche Tiere finden es aber als sehr unangenehm andere genießen den „Regen“ richtiggehend.

Stellen Sie vor der Anschaffung sicher, dass eine zuverlässige und fachkundige Person die Agame während Ihres Urlaubs versorgt.

Nahrung und Fütterung

Im Gegensatz zu ihren größeren Verwandten, die sich überwiegend vegetarisch ernähren, sind „Zwergbartis“ omnivor, fressen also sowohl tierische als auch pflanzliche Nahrung, wobei der tierische Anteil höher als der pflanzliche ist. Gefüttert werden können alle handelsüblichen Futterinsekten (z.B. Heimchen, Grillen, Heuschrecken, Mehlwürmer, Asseln, Schaben). Wichtig ist die Abwechslung. An pflanzlicher Nahrung kommen viele heimische Wildkräuter, Salate, Blüten und als seltene Beigabe auch Obst in Frage. Gerne komplette Pflanzen verfüttern, die die Echsen selbstständig zerlegen müssen. Auch Goolliwoog im Topf eignet sich z.B. hierfür gut. Andere Pflanzenteile können in größeren Stücken im Terrarium verteilt werden. Für Details verweise ich auf die Fachliteratur.

Jungtiere bis zu etwa 4 Monaten Alter werden täglich, Erwachsene alle 2 Tage bzw. etwa 3x/Wo gefüttert. Die Insekten sollten lebendig sein, damit die Zwerge ihren Jagdtrieb ein wenig ausleben können. Um die Aktivität der Bartagamen zu fördern, können ab und zu auch sehr kleine Insekten als Nahrung angeboten werden (alle genannten Futterinsektenarten werden in unterschiedlicher Größe angeboten). Die Futterinsekten sollten 1x/Wo mit einem Kalt-Vitaminpräparat und die übrigen Fütterungen nur mit Futterkalk eingestäubt werden. Noch besser ist es die Futterinsekten zuvor anzufüttern und so „aufzuwerten“. Hier kann auch calciumreiches Futter verwendet werden, was das Einstäuben dann überflüssig macht. Wichtig ist es, möglichst abwechslungsreiche Nahrung anzubieten und während des Sommerhalbjahres viel Grünfutter in der Natur zu sammeln.

Ein Großteil von Erkrankungen bei Bartagamen ist auf Haltungsfehler zurückzuführen, die mit einem oder mehreren der folgenden Faktoren zusammenhängen:

  • falsche Ernährung (z.B. zu viel Obst, zu wenig Kalk)
  • unpassende Temperaturen (zu warm oder zu kühl)
  • zu dunkle Haltung
  • unzureichende UVB-Bestrahlung

Dadurch wird der lebenswichtige Calcium- und Phosphatstoffwechsel und die Herstellung des für den Knochenaufbau und andere wichtige körperliche Funktionen benötigte Vitamin D3 gestört. Aus diesem Grund ist die Bartagame in ihren Haltungsansprüchen als ziemlich anspruchsvoll einzustufen.

Ruhezeit

Die Einhaltung biologischer Ruhezeiten ist ein wesentlicher Bestandteil guter Tierhaltung und zwingende Bedingung zum langfristigen Wohlergehen dieser Art.

Die Ruhezeit sollte etwa 2 Monate betragen, während derer man die Beleuchtung auf 2-3 Std./Tag reduziert oder ganz ausschaltet, die Fütterung einstellt, und das Tier völlig in Ruhe gelassen wird. Die Temperaturen sollten Zimmertemperatur oder etwas darunter (offenes Fenster; 12-15°C) betragen. Die Tiere vergraben sich für ihre Ruhezeit vollständig im Substrat, weshalb dieses auch an einer Stelle 20 cm hoch (bzw. tief) sein sollte.

Häufige Erkrankungen und Parasiten

Alle Zwergbartagamen aus der Auffangstation sind fachtierärztlich untersucht und, wenn nötig, behandelt worden. Sie haben eine Quarantäne durchlaufen und sind auf Parasiten getestet. Mit anderen Worten: alle Bartagamen aus der Auffangstation sind klinisch gesund. Sollten dennoch irgendwelche Verhaltensauffälligkeiten bemerkt werden, kontaktieren Sie uns bitte.

Vermehrung

Siehe Einzel- oder Gruppenhaltung. Die Zwergbartagame wird zwar nicht so häufig gehalten wie ihre „große Schwester“, dennoch könnte es schwierig sein, die Jungtiere in gute Hände zu vermitteln.

Sonstiges

Zwergbartagamen haben im Vergleich zur „typischen“ Bartagame (Pogona vitticeps) keinen „Bart“, den sie als auffälligen Signalgeber verwenden können. Auch von dieser Art gibt es mittlerweile verschiedene Farbmorphen.

Wenn Bartagamen mit geöffnetem Maul dasitzen und hecheln, dient dieses Verhalten der Kühlung, zeigt aber gleichzeitig, dass die Tiere umgehend kühlere Bedingungen brauchen. Der Schritt bis zum Hitzetod kann dann nur noch ein ganz kleiner sein. Daher darf ein Zimmerterrarium niemals direkt von der Sonne beschienen werden oder im Freien stehen.

Nähern Sie sich Ihrer Zwergbartagame nicht von oben, da aus dieser Richtung ihre natürlichen Feinde auftauchen und das Tier instinktiv ängstlich darauf reagiert. Auch ein sich-auf-den-Boden-pressen und die-Augen-schließen sind ein eindeutiges Zeichen für Angst oder Unwohlsein.

Zwergbartagamen sind keine Streicheltiere, dürfen und sollen aber regelmäßig angefasst werden. Als Regel gilt nur das zu tun, worauf die Agame nicht mit Unbehagen reagiert, d.h. sie nicht zu flüchten versucht, sie nicht droht, sie sich nicht flach an den Boden oder die Hand anschmiegt und die Augen schließt. Über eine Handfütterung gewinnt sie i.d.R. rasch Zutrauen und akzeptiert uns als vorübergehenden Ruheplatz. Wird eine Zwergbartagame in die Hand genommen, sollte stets eine Hand unter sie geschoben werden und mit der zweiten wird das Tier vorsichtig gesichert, damit es nicht weglaufen/-springen kann. Freilauf im Zimmer solle sie nicht bekommen, da viele - oftmals nicht vorhersehbare - Gefahren lauern wie beispielsweise giftige Pflanzen, andere Haustiere, Spalten unter oder zwischen Möbeln, offene Fenster, u.v.m.