Nur durch einen glücklichen Zufall konnte das Leben eines Chamäleons gerettet werden, das auf einem Wertstoffhof in Eichenau entsorgt wurde. Ein aufmerksamer Passant, der gerade Kartons ablieferte, hörte ungewöhnliche Kratzgeräusche aus einer Styroporbox. Zunächst vermutete er eine Katze, doch als er einen Blick in die Box warf, fand er ein atemberaubend gefärbtes Chamäleon, das dort zum Sterben abgestellt wurde.
Sofort handelte der Bürger und brachte das Tier in die Auffangstation für Reptilien nach München. Eine auffällige Umfangsvermehrung hinter dem Auge ließ die diensthabende Tierärztin eine erste Theorie aufstellen: „Das Chamäleon könnte möglicherweise aufgrund gesundheitlicher Probleme ausgesetzt worden sein. Behandlungen beim Tierarzt können schnell teuer werden“, erklärte sie. Das Pantherchamäleon (Furcifer pardalis) trägt bereits einen Namen und wurde „Lucifer“ getauft.
„Lucifer“ muss sich nun einer gründlichen Untersuchung unterziehen. „Nur durch ein Eingreifen in letzter Sekunde konnte das Tier gerettet werden. Ursprünglich stammt diese Art aus Madagaskar. Für Reptilien aus tropischen Regionen kann ein so enormer Temperaturunterschied schnell tödlich enden“, erläuterte Sabine Öfner, Fachtierärztin für Reptilien.
Der kleine „Lucifer“ durchläuft nun die üblichen Quarantänemaßnahmen und wird auf mögliche Krankheiten oder Parasiten getestet, bevor für ihn ein neues, liebevolles Zuhause gefunden werden kann.
Das Team der Auffangstation blickt mit gemischten Gefühlen auf den Fall. „Obwohl sich der Trend hin zu bewussteren und sachkundigen Tierhaltern entwickelt, ist die Entsorgung eines lebendigen Tieres auf einem Wertstoffhof ein erschreckendes Beispiel für die Wegwerfmentalität, die in unserer Gesellschaft leider immer noch existiert“, so die Tierärztin.
Sollte der ursprüngliche Halter des Tieres ermittelt werden, drohen ihm rechtliche Konsequenzen und eine Geldstrafe, die die ursprünglich anfallenden Tierarztkosten bei Weitem übersteigen – das Aussetzen von Tieren stellt einen eindeutigen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz dar. Die Auffangstation appelliert an alle Tierhalter, Verantwortung zu übernehmen und ihre Tiere nicht aufzugeben, sondern nach Lösungen zu suchen, die sowohl dem Tier als auch der Gesellschaft gerecht werden.