Februar 2023

Erneut illegale Schlangenzucht aufgelöst.

Das muss aufhören!

Aktuelle Pressemitteilung vom 21.02.2023

Erneut illegale Schlangenzucht aufgelöst.

Aktuell beschäftigt die – meist nicht legale, weil nicht angemeldete – Zucht von Königspythons Behörden, Medien und die Reptilienauffangstation.

Wieder wurde eine große Zucht in Franken durch die Behörden aufgelöst.

Der betroffene Halter hatte keine Erlaubnis zur gewerblichen Zucht von Schlangen, hielt aber knapp 150 Zuchttiere.

Wieder einmal handelte es sich um sogenannte Farbmorphen, also Tiere mit Färbungen und Zeichnungen, die in der Natur selten sind oder nicht vorkommen.

Noch immer kann mit diesem unseligen Modetrend das „große Geld verdient“ werden, wenn gesuchte und rare Färbungen erzielt werden. Hierfür werden Morphentiere gezielt miteinander verpaart, um spezielle Varianten zu „erzeugen“.

 

Im vorliegenden Fall wurden alle Tiere unter unsagbaren Bedingungen untergebracht. In zwei Räumen wurden sogenannte Racks, Regale mit eingeschobenen Kunststoffwannen gehalten. Das Rack in der gebräuchlichen Form ist zwar in Deutschland noch nicht als tierschutzwidriges Zubehör gelistet, auch nicht dezidiert verboten, jedoch kann es auch nicht erlaubt werden. Mehrere Gerichtsurteile bezeichnen es als nicht mit dem Tierschutzgesetz vereinbar. Darüber hinaus können die im Gutachten des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (Mindestanforderungengutachten für Reptilien aus 1997) festgeschriebenen Umweltbedingungen und die notwendigen Strukturen im klassischen Rack nicht bereitgestellt werden. Darüber hinaus musste ein Großteil der Tiere in vollkommener Dunkelheit leben, da die Schieber aus lichtundurchlässigem Material bestanden. Ein schlichtweg unhaltbarer und mit erheblichem Leiden verbundener Zustand. Markus Baur und Kolleg:Innen fordern daher: „Das muss aufhören!“

 

Die Zuchttiere selbst weisen bereits diverse – mit bestimmten Farbschlägen genetisch in Zusammenhang stehende – Probleme, wie zentralnervöse Ausfälle, das sogenannte „Wobbeln“ auf. Nach Tierschutzgesetz dürfen derart mit angeborenen Leiden in Zusammenhang stehende Zuchtformen nicht gezüchtet werden (§ 11B Tierschutzgesetz, Qualzuchtparagraph). Qualzuchten sind in Deutschland verboten.

Die zuständige Behörde hatte die sofortige Auflösung des Tierbestandes angeordnet und die Tiere befinden sich jetzt in der Auffangstation für Reptilien, wo mittlerweile über 200 betroffene Schlangen aus zwei großen Wegnahmen dasselbe Schicksal teilen müssen.

Die schier verächtliche und empathiefreie Einstellung zu den „Zuchttieren“ in der halblegalen  gewerblichen Morphenzucht, die in Schlangen-Legebatterien ihr Leben fristen müssen, ist mit der Welpenproduktion in Osteuropa vergleichbar. Die Bedürfnisse und das Leiden der Zuchttiere werden als unerheblich angesehen und ignoriert. Dieser Trend hat definitiv nur die Erzielung von Gewinn und Prestige im Sinn und hat nichts mit der traditionellen Terraristik gemein. „Hier muss so rasch als möglich weiter behördlich durchgegriffen werden und genau hier wäre ein staatliches und rigoroses Eingreifen lange überfällig!“ sagt Dr. Markus Baur, Leiter der Reptilienauffangstation und Sachverständiger für Reptilien

 

Die Auffangstation für Reptilien, München e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der 2001 gegründet wurde. Mit jährlich über 1.500 geretteten und weitervermittelten Tieren sind wir Deutschlands größte Auffangstation für exotische Haustiere. Die Aufklärung der Bevölkerung über die hohen Ansprüche vieler Arten ist dabei ebenso wichtig, wie die Zusammenarbeit mit den Behörden, anderen Tierhalteeinrichtungen und der Politik. Unsere speziell geschulten Tierpfleger, Tierärzte und Biologen sorgen mit ihrer wissenschaftlich fundierten Arbeitsweise für eine nachhaltige Verbesserung der Haltungsbedingungen von Reptilien und anderen Exoten in ganz Deutschland.

Wir sind dauerhaft auf Spenden angewiesen und freuen uns sehr über Unterstützung.

 

Bei Rückfragen, für O-Töne oder Foto- und Filmaufnahmen melden Sie sich bitte gerne bei  presse@reptilienauffangstation.de bzw. unter  +49 1578 336 7007 (Dr. Markus Baur)