November 2024

Schmuggel Problematik

Warum illegale Wildfänge nicht einfach wieder zurückgebracht werden können...

Aktuelle Pressemitteilung vom 28.11.2024

 

Illegaler Tierhandel: Warum können Tiere nicht einfach zurückgebracht werden?

Leipzig – Der Zoll vor Ort entdeckte kürzlich einen ungewöhnlichen Schmuggelversuch: Schlangen aus Indonesien, sollten versteckt als „Nudeln“ in Spielzeuglastern nach Großbritannien geliefert werden. Der illegale Transport flog bei der Kontrolle der Waren auf, doch für eine der Schlangen kam die Hilfe zu spät – sie überlebte den Transport nicht. Die übrigen Tiere, darunter geschützte Arten wie Pazifikboas, wurden beschlagnahmt. Die geschützten Exemplare befinden sich nun in der Auffangstation für Reptilien in München. Für die ungeschützten Tiere hingegen bleibt die Zukunft vorerst ungewiss. Sie werden aktuell noch in der Tierklinik in Leipzig versorgt – dort sind aber bereits weitere Tiere, aufgrund des tierschutzwidrigen Transportes, verstorben.

Warum ist keine Rückführung in die Heimat möglich?
Die Frage liegt nahe: Warum können die Tiere nicht einfach nach Indonesien zurückgebracht werden? Die Antwort darauf ist komplex.

Fehlende Zuständigkeit:
Während in Deutschland klar ist, welche Behörden bei illegalem Tierhandel eingreifen (es bestehen örtliche Zuständigkeiten – also immer die Behörde, wo der Schmuggel aufgedeckt wird), fehlt diese Information im Herkunftsland oft. Schließlich werden illegale Exporte nicht offiziell registriert, sodass keine konkrete Behörde für die Rückführung zuständig ist.

Kosten und Tierschutz:
Eine tierschutzgerechte Rückführung ist mit hohen Kosten verbunden, die in der Regel niemand übernimmt. Transporte wie der illegale Versuch die Tiere in Spielzeugverpackungen zu versenden sind nicht nur kriminell, sondern auch lebensgefährlich für die Tiere. Viele Tiere überleben den Schmuggel nicht, oder versterben anschließend noch beim Empfänger.

Gesundheitliche Gründe:
Tiere, die illegal gefangen und transportiert wurden, sind oft mit Parasiten und Krankheiten infiziert. Zudem könnten sie mit neuen Viren und Bakterien in Kontakt gekommen sein. Diese könnten bei einer Rückführung im Herkunftsland gefährdete Wildpopulationen infizieren.

Spezifische Anforderungen:
Viele Tierarten haben sehr spezielle Lokalpopulationen. Damit eine Rückkehr in die Wildnis erfolgreich wäre, müssten die Tiere exakt an ihrem Ursprungsort ausgesetzt werden – dieser ist bei geschmuggelten Tieren allerdings nie bekannt, oder nur mit sehr hohem Aufwand herauszufinden.

Erneute Gefährdung:
Auch wenn Tiere zurückgebracht werden, gibt es keine Garantie, dass sie nicht wieder illegal gefangen und verkauft werden und somit erneut der Gefahr eines Schmuggels ausgesetzt sein könnten.

Alternative: Arterhaltung als positive Zukunft für beschlagnahmte Tiere
Die Pazifikboas in München haben Glück: Sie werden medizinisch untersucht und auf Parasiten getestet. Dank langjähriger Kooperationen und einem guten Netzwerk der Auffangstation kann anschließend hoffentlich schnell ein neues Zuhause gefunden werden. So konnten z.B. aus Vietnam geschmuggelte Frösche im den Kölner Zoo vermittelt werden, wo eventuell auch die Pazifikboas unter optimalen Bedingungen leben und möglicherweise für Erhaltungszuchtprojekte eingesetzt werden könnten. Auch vor Jahren beschlagnahmte Oman-Dornschwanzagamen und Rauschuppenpythons, die an Haltungen in ganz Europa weitergegeben werden konnten, trugen so schon zur Arterhaltung in menschlicher Obhut bei (Ex Situ).

Für die übrigen Schlangen in Leipzig ohne Schutzstatus bleibt die Lage prekär. Die Münchner Auffangstation ist zwar bereit auch diese Tiere aufzunehmen, doch solange niemand die juristische und finanzielle Verantwortung übernehmen will, bleiben die Schlangen Opfer eines rücksichtslosen und skrupellosen Handelssystems.