Pressemitteilung vom 14.02.2023
Illegal gehaltene und potenziell gefährliche Tiere sollen sich in den Wohnungen von insgesamt drei Haltern befinden. Diese Information und einen anschließenden Termin zur Überprüfung erhielt die Auffangstation für Reptilien, München e. V. vom zuständigen Veterinäramt. Tatsächlich wurden bei der Begehung der Wohnungen vier potenziell gefährliche Netzpythons (Malayopython retilculatus) und ein kleiner Brillenkaiman (Caiman yacare) aufgefunden und beschlagnahmt.
Bestürzend war jedoch der Anblick der übrigen, etwa hundert ungefährlichen Riesenschlangen. Auf engstem Raum mussten diese in einem Schubladensystem (Rackhaltung) auf schimmeligem Papier, in ihren Fäkalien sitzend und teilweise ohne Wasser ausharren. Diese Schlangenart (Königspython, Python regius) gewinnt bei Züchtern zunehmend an Beliebtheit, da sie sich in vielen unterschiedlichen Mustern und Farbvarianten, sogenannten Morphen vermehren lässt.
Der Zweck einer solchen Haltung dient nur einem Ziel – Geld mit besonders selten gezeichneten Tieren zu erwirtschaften. Die Tiere werden daher auf extrem engem Raum zu möglichst niedrigen Kosten gehalten. Ein Trend, der zunehmend Anhänger findet und für die Auffangstation für Reptilien, München e. V. besorgniserregend ist. Denn wenn es ständig neue Varianten gibt, die wie Briefmarken in einem Album gesammelt werden können, verlieren diese nicht nur rasch das Interesse ihrer Halter und werden abgegeben/ausgesetzt, sondern auch ihr Recht, als fühlende und somit in solchen Haltungen massiv leidende Lebewesen wahrgenommen zu werden.
Dr. Markus Baur, Leiter der Auffangstation: „Gott sei Dank sehen es auch die Gerichte mittlerweile so: Rackhaltung ist nicht mit dem Tierschutzgesetz vereinbar. Es gibt keinen Unterschied zur Legebatterie oder der Haltung von Schweinen im Kastenstand - Tierquälerei für den Profit!“
Immer wieder wird die Reptilienauffangstation zu Kontrollen solcher Tierhaltungen durch die Behörden angefordert. Die jahrelange Erfahrung und Expertise wird gerne genutzt. Nicht selten müssen dann Tiere behördlich beschlagnahmt und durch die Auffangstation tier- und verhaltensgerecht untergebracht werden. Bei Tierbeständen von 50- 200 Tieren immer wieder eine große Herausforderung. „Bei solch großen Fällen wird uns schmerzlich bewusst, wie wichtig es ist, den Tieren ein gutes Zuhause zu geben, wenn sie aus so einer verheerenden Haltung kommen. Ohne Neubau ist das schier unmöglich. Hier muss sich so schnell es geht, endlich etwas ändern!“, so Dr. Markus Baur. Das sowohl logistisch als auch räumlich – denn immer noch befindet sich die Reptilienauffangstation in den beengten Räumlichkeiten der LMU München. Der seit Jahren dringend benötigte Neubau – die konkreten Planungen liegen den fördernden Behörden seit Juli 2022 vor, ein Grundstück ist bereits gekauft – verzögert sich leider immer weiter. Ein Drama für die Tiere, Behörden und Mitarbeiter der Reptilienauffangstation.
Die Auffangstation für Reptilien, München e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der 2001 gegründet wurde. Mit jährlich über 1.500 geretteten und weitervermittelten Tieren sind wir Deutschlands größte Auffangstation für exotische Haustiere. Die Aufklärung der Bevölkerung über die hohen Ansprüche vieler Arten ist dabei ebenso wichtig, wie die Zusammenarbeit mit den Behörden, anderen Tierhalteeinrichtungen und der Politik. Unsere speziell geschulten Tierpfleger, Tierärzte und Biologen sorgen mit ihrer wissenschaftlich fundierten Arbeitsweise für eine nachhaltige Verbesserung der Haltungsbedingungen von Reptilien und anderen Exoten in ganz Deutschland.
Wir sind dauerhaft auf Spenden angewiesen und freuen uns sehr über Unterstützung.
Bei Rückfragen, für O-Töne oder Foto- und Filmaufnahmen melden Sie sich bitte gerne bei presse@reptilienauffangstation.de bzw. unter +49 1578 336 7007 (Dr. Markus Baur)